Der erste Band von Descender schlug ein wie eine Bombe. Charismatische Charaktere, wunderschöne aquarelle Zeichnungen und eine Story, die einen mitreißt. Kann der zweite Band den hohen Erwartungen gerecht werden oder knickt er unter dem Druck ein? Wir werden es sehen.
Eine Heimat für Maschinen
Der Band beginnt mit einer unsanften Rettung vom Planeten Gnish. Tim und seine Gefährten werden vom Widerstand der Roboter, namens Hardwire, gerettet. Die Flucht gelingt aber leider nicht ganz ohne Probleme. Der aktuelle König von Gnish wird getötet, von Hardwire. Doch wer ist diese Widerstandsgruppe?
Wir erfahren, dass Sie eine Widerstandbewegung sind, die nur aus Maschinen besteht. Eine Gruppierung aus ehemaligen Bau-, Kriegs- und Haushaltsrobotern, die für die Sicherheit ihresgleichen kämpft. Wir begleiten Hardwire zu ihrer Hauptbasis, die im Inneren eines Meteoriten liegt. Was für unseren Tim-21 wie eine friedliche Heimat für Roboter wirkt, löst bei den anderen Begleitern ungute Gefühle aus. Ständige Überwachung und Kontrollen lassen darauf schließen, dass Hardwire etwas verbirgt. Etwas, wobei sie nicht gestört werden wollen. Welch ein Zufall für den Leser, dass ausgerechnet Tim-21 über dieses Geheimnis stolpert.
Auf einer ganz anderen Welt lernen wir einen neuen Protagonisten kennen. Andy – Der vermeintlich für tot gehaltene Besitzer von Tim-21. Er ist allerdings kein Kind mehr, sondern erwachsen und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Schrotter: als Kopfgeldjäger der auf Roboter spezialisiert ist. Er erfährt vom Überleben von Tim-21 und lässt alles stehen und liegen, um sich auf die Suche nach seinem Maschinen-Bruder zu machen. Hilfe bekommt er dabei von einem alten Bekannten.
Descender: Familiendrama im Weltraum
Inmitten eines intergalaktischen Konfliktes, der in einem Krieg gipfeln wird, verfolgen wir die Geschichte von Andy und seinem Roboter-Bruder, die nichts mehr wollen, als sich wieder zu finden. Jeff Lemire schafft es ein zweites Mal, uns die Charaktere so nah ans Herz zu legen, dass wir auf jeder Seite mitfiebern. Wir erfahren mehr über die Vergangenheit von Andy und Tim und erleben gleichzeitig, wie sich eine Bedrohung für das ganze Universum erhebt. Ein schwieriger Spagat zwischen Familiendrama und SciFi-Action, der aber perfekt gelingt. Unterstützt wird dies durch die unglaublich schönen Zeichnungen von Dustin Nguyen. Wie schon im ersten Band, sind diese in einem Aquarell-Stil gehalten, der perfekt zu den Charakteren und zur Stimmung passt. Obwohl die Zeichnungen immer recht farbenfroh bleiben, gelingt es Nguyen, die Situation düster und bedrückend erscheinen zu lassen. Eine unvergleichbarer Handschrift des Zeichners.
Der zweite Band von Descender hat es also geschafft. Er liegt auf Augenhöhe mit dem ersten und macht durch sein überraschendes Ende, seine hervorragenden Charaktere und seine spannende Geschichte Lust auf mehr. Der dritte Band erscheint am 01.03.2017 beim Splitter-Verlag.
Hier geht es zur offiziellen Homepage vom Splitter-Verlag.
Eine Review von Stefan Ernst
Bildquellen: Splitter Verlag GmbH & Co. KG