Wunderschön geht die Welt zugrunde. Im dritten Band von LOW tauchen wir wieder in einen Kosmos ein, in dem es nur so vor Gefahren wimmelt. Ob die Begeisterung für die Geschichte von Rick Remender sowie den Zeichnungen von Greg Tocchini anhält, erfahrt ihr hier.
Grauenvoll und Wunderschön. Diese zwei Worte beschreiben LOW ziemlich gut. Wunderschöne Zeichnungen von der Welt des Comics gehen mit brutalen und grauenvollen Ereignissen einher. Eine Mischung, die LOW sehr einzigartig macht. Diese Dualität spiegelt sich auch in den Charakteren wieder, die sowohl freundlich und nett als auch plötzlich überraschend kaltherzig und brutal agieren können. Aber ich will an dieser Stelle nicht vorgreifen.
Tod in der Tiefsee
Nachdem wir im letzten Band das Wiedertreffen der beiden Cain-Schwestern miterleben durften, geht es nun um die Suche nach Stel und der Sonde. Wer jetzt aber denkt, die Stimmung sei ausgelassen, irrt sich. Die Streitigkeiten aus der Kindheit kochen wieder hoch und auch die Jahrelange Trennung hat der Beziehung der beiden viel Schaden zugefügt. Auf den Weg zu ihrer Mutter müssen sie einen Umweg nehmen, um Vorräte für die Reise zu besorgen und lernen dabei unverhofft Lena kennen, Mariks Ex-Frau. Kurzerhand Entscheiden sich die Geschwister, die eigentlich fremde Person, mitzunehmen. Ungeahnt der Konsequenzen, welche diese Entscheidung noch haben wird, machen sich die drei auf den Weg zur Oberfläche.
Währenddessen ist Stel mit ihrem Gefährten an der Oberfläche angekommen. Wie immer hoch motiviert und guter Dinge, zumindest auf Stels Seite, betreten die beiden die Oberfläche. Wer glaubt, die Tiefsee sei schon gefährlich, hat diese Oberfläche noch nicht gesehen. Brennende Hitze, messerscharfe Klippen und gefährliche Lebewesen. Noch dazu eine ständige Radioaktivität, die einen die Organe verflüssigen könnte. Wer will hier kein Picknick machen? Von Stels Optimismus getrieben, finden sie den Ort der Sonde, die ihnen einen neuen bewohnbaren Planeten zeigt. Ist das Ziel nun in greifbarer Nähe?
Meisterwerk mit Abstrichen
Rick Remender zieht uns mit dem dritten Band von LOW wieder in seinen Bann. Von der ersten Seite an begeistert er mit wunderbaren Dialogen, philosophischer Tiefe und spannenden Wendungen. Was macht einen Menschen aus? Wieviel Wert ist ein Leben, wenn die Existenz einer ganzen Zivilisation auf dem Spiel steht?
Auch im dritten Band macht er vor komplexen Dialogszenen keinen Halt, die den ungeübten Leser vielleicht verlieren. Auch vor Gewalt scheut er in der Geschichte nicht zurück. Eingefangen wird die Vision Rick Remenders wieder von Greg Tocchini. Dieser hat dieses Mal einen leicht veränderten Zeichenstil gewählt. Oft wirken die Bilder kontrastreicher und klarer. Man kann deshalb einfacher den Szenen folgen und verliert nicht so schnell den Überblick über das Geschehen. Leider verliert er hier aber die reine künstlerische Imposanz, die er noch in den ersten beiden Bänden hatte. Optisch ist das allerdings ein Tropfen auf den heißen Stein, denn die Zeichnungen sind wie immer beeindruckend.
Der dritte Band von LOW spitzt die Geschichte weiter zu und endet mit einem riesigen Cliffhanger. Danke, Herr Remender. Die Wartezeit zum nächsten Band wird eine Qual. Wer diese Tortur auch erleben will, sollte sich zuerst die ersten beiden und dann diesen Band besorgen. Es ist jetzt schon ein Meisterwerk.