Ein Mann namens Cervantes bietet einen modernen Don Quichote: Mike Cervantes steht als versehrter Kriegsveteran mit beiden Beinen tief in einer Sinnkrise. Schließlich führt er einen privaten Krieg gegen die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft – gegen das Bankwesen, die Bürokratie und Polizisten. Christian Lax erschafft eine zeitgemäße Variante eines Literaturklassikers im Comic-Format.
Ein Mann namens Cervantes: ein törichter Ritter der Moderne
Mike Cervantes zieht als Soldat in den Afghanistankrieg, um einer Haftstrafe zu entgehen. Dort verliert er allerdings eine Hand und gerät in Gefangenschaft der Taliban. Als er in die Heimat zurückkehrt, lebt er abgeschottet in einer Hütte und beginnt die amerikanische Gesellschaft zu hassen. Dies führt ihn zum Anfang seines kleinen privaten Feldzugs gegen das Establishment. Doch kaum dass man sich versieht, befördert ihn seine erste wutentbrannte Aktion in den Knast, wo er sich in die Bücher der Gefängnisbibliothek vertieft. Dort lernt er den mittelalterlichen Autoren und Namensvetter Miguel de Cervantes kennen und seinen bekanntesten Roman Don Quichote lieben. In der Figur des Don Quichote de la Mancha findet er die Bestätigung seiner Sicht auf die Probleme der Gesellschaft und gerät, kaum aus der Haft entlassen, in einen Kampf gegen die Ungerechtigkeit des Amerikas der Wirtschaft und Bürokratie. Sein beherztes Außenseiterdasein führt er in einem wilden Roadtrip mit seinem Ford Mustang fort und gerät dabei in so manch irre Situation.
Ein Klassiker der Literatur in die Gegenwart versetzt
Der französische Comicautor Christian Lax bietet uns mit Mike Cervantes einen modernen und abgehalfterten Ritter, der gegen neuartige Windmühlen kämpft. Dabei lässt er der Figur in seiner Geschichte viel Raum und verzaubert mit prächtigen Landschaftsbildern. Ein Mann namens Cervantes ist ein Roadtrip durch die Wirren einer geschwächten amerikanischen Gesellschaft und ihren Unwägbarkeiten, angeführt von einem unverbesserlichen Revoluzzer, dessen Ideale ihn in die merkwürdigsten Situationen katapultiert.
Lax symbiotisiert Autobiographisches des Autoren Miguel de Cervantes mit dessen altehrwürdigem Werk Don Quichote und den zerbrochenen Träumen einer amerikanischen Gesellschaft in dem Möchtegernhelden Mike Cervantes. Dabei erschafft er einen Comic-Roadmovie, der sich einer tragischen Komik bedient, wie sie der originale Cervantes hätte nicht besser darbieten können. Wer an der merkwürdigen Reise eines modernen Ritters teilhaben möchte, kann dies mit Christian Lax’ Comic Ein Mann namens Cervantes, das im Splitter-Verlag auf Deutsch erschienen ist.
Marc Zehmke
Bildquelle(n): Splitter-Verlag