Neue Abenteuer um Aladin und Co
Der Shonen-Markt ist hart umkämpft. Die Konkurrenz ist durch das Revival des Genre-Urvaters Dragon Ball und die Dauerbrenner One Piece und Naruto groß, außerdem buhlen ständig neue Serien um die Aufmerksamkeit der Leser. Durch sein interessantes 1001-Nacht-Setting gelang es Magi – The Labyrinth of Magic von Shinobu Ohtaka jedoch sich von der Masse abzuheben, und zeitweise sogar zu einer der bestverkauften Manga-Serien Japans aufzusteigen. Der dazugehörige Anime schaffte es über Kazé bereits kurz nach Veröffentlichung 2013 nach Deutschland, und mit etwas Wartezeit hat man nun auch die zweite Staffel „The Kingdom of Magic“ hierzulande veröffentlicht. Schauen wir also welche neuen Abenteuer uns erwarten.
Reise ins Königreich der Magie
Nachdem es der Gruppe um Aladin, Ali Baba, Morgiana und Hakuryu in Staffel Eins gemeinsam gelang, die Machenschaften der Untergrundorganisation Al-Thamen zunächst zu stoppen, gehen die vier den Großteil der zweiten Staffel über getrennte Wege. Ali Baba möchte seine Kampfkünste im Kolosseum des Reim-Imperiums verbessern, Morgiana verschlägt es auf der Suche nach ihrer Vergangenheit ebenfalls dort hin, und Hakuryu beschließt sich wieder in das heimische Imperium von Kou zu begeben. Aladin wiederum reist unter dem Vorwand, seine magischen Fähigkeiten ausbauen zu wollen, nach Magostadt, dem titelgebenden Königreich der Magie. Zu seinem Entsetzen soll die dortige Regierung um den Magier Matal Mogamett nicht nur mit Al-Thamen in Verbindung stehen, sondern auch alle Nicht-Magier unterdrücken. Als schließlich sowohl Reim als auch Kou Magostadt den Krieg erklären, geraten unsere Helden zwischen die Fronten einer Auseinandersetzung, bei der sie keine Seite mit reinem Gewissen unterstützen können. Ähnlich geht es auch dem Zuschauer, denn statt nur auf plumpes Schlachtengewirr zu setzen, nimmt sich die Serie Zeit, um Motivation und Beweggründe der einzelnen Parteien und Charaktere ausführlich zu beleuchten. Hierdurch gelingt es, vom im Genre recht üblichen Schwarz-Weiß-Denken Abstand zu nehmen und keine der Kriegsparteien zu verteufeln und als reinen Antagonisten darzustellen. Wem das alles zu Verkopft klingt, muss sich jedoch keine Sorgen machen: Auch für ausreichend Humor und Fanservice ist gesorgt.
Eine Optik die verzaubert
Stilistisch hat Magi – Kingdom of Magic einiges zu bieten: Egal ob wir uns gerade im an das antike Rom erinnernde Reim-Imperium oder dem vom feudalen China inspirierten Kou befinden, alle Handlungsorte sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Dies gilt auch für die Charaktere, welche mit ihren imposanten Outfits sicherlich den ein oder anderen Cosplayer inspirieren werden. Leider erkauft sich A1-Pictures diesen Stil mit eher statisch wirkenden Animationen, was besonders in Kampfszenen auffällt. Oft wird auf hier auf Standbilder gesetzt, oder die Action findet im Off statt, während wir nur die entsetzen Gesichter der Teilnehmer zu sehen bekommen. Ebenso störend fallen die zum Glück eher spärlich eingesetzten 3D-Animationen auf, die sich sehr stark von ihrer Umgebung abheben und dadurch deplatziert wirken.
Die deutsche Bearbeitung ist insgesamt solide, schwächelt aber leider gerade bei den Protagonisten der Serie. Sunke Janssen wirkt als Ali Baba eher gestelzt und scheint nicht so recht mit seiner Rolle warm geworden zu sein, und auch Katrin Heß als Aladin kann nicht ganz überzeugen. Wer sich nicht an Untertiteln stört, sollte daher zum japanischen Originalton greifen, der ebenfalls auf den Discs vorhanden ist. Schade, denn Kazé hat in den letzten Jahren eigentlich mehrfach bewiesen, dass sich deutsche Synchros nicht mehr hinter den originalen zu verstecken brauchen. Umfangstechnisch liegen DVD und BD mit 6-7 Episoden pro Disc verteilt auf vier Volumes im Normalbereich. Nennenswertes Zusatzmaterial ist nicht vorhanden, der ersten Box liegen aber als kleines Schmankerl vier Postkarten bei.
Hätte das Budget mitgespielt hätte Magi – The Kingdom of Magic mit Leichtigkeit eine der besten Shonen-Serien der letzten Jahre werden können. Mit einer durchdachten Story, sympathischen Charakteren und viel Potential für epische Schlachten waren alle Voraussetzungen dafür erfüllt. Leider macht die Animationsqualität einen Strich durch die Rechnung, und das offene Ende hinterlässt angesichts der Tatsache, dass bisher keine dritte Staffel geplant ist, einen eher faden Beigeschmack. Fans der ersten Staffel kommen dennoch in jedem Fall auf ihre Kosten, und auch wem Serien wie „Fullmetal Alchemist“ oder „Fairy Tail“ gefallen, sollte Magi eine Chance geben. Mit etwas Glück können wir uns vielleicht doch noch ein drittes Mal in die Welt von Magi begeben.
Benjamin Wilhelm
Bildquelle(n): © 2013 SHINOBU OHTAKA / SHOGAKUKAN, MAGI2 COMMITTEE, MBS