God Eater? Wer ist dieser Eater, dieser Verschlinger? Verschlingt er einen Gott oder gleich mehrere? Und vor allem: warum? Sind die Götter böse? Oder ist der God Eater der Antagonist der Geschichte? Diese und mehr Fragen beantworte ich euch in dem Review zu den ersten 5 Episoden des God Eater Animes.
Der Untergang der Menschheit
Die Welt der Menschen, wie wir sie heute kennen, ist im Jahr 2071 bereits seit einiger Zeit gefallen. Groteske, erbarmungslose Monster, die Aragami genannt werden, durchstreifen jeden Winkel der Erde. Nur wenige Bastionen in verschiedenen Ecken des Planeten konnten von den Menschen zum Schutz errichtet werden. Mit Not gelingt es dem Protagonisten – Lenka Utsugi – sich aus den Ruinen Japans in den dortigen Stützpunkt Fenrir zu retten. Dort wird ihm erklärt, dass sein Körper das Potential zu einem God Eater in sich trage.
Oracle-Zellen: Fluch und Segen
Die Götter, das sind die Aragami. Den Titel haben sie ihrem plötzlichen Auftauchen vor einigen Jahren und ihrer gewaltigen Überlegenheit der Menschheit gegenüber zu verdanken. Da sie aus einer bis dato unbekannten Zellart bestehen, können gewöhnlicher Stahl und Feuer ihnen nämlich nichts anhaben. Die God Eater jedoch sind Menschen, die zu diesen Oracle-Zellen eine Kompatiblität aufweisen. So wird auch Lenka damit infiziert und ist somit in der Lage, einen God Arc zu führen. Diese sind von Menschenhand geschmiedete Aragami und somit die einzige wirksame Waffe gegen die Monster.
Zudem ist Lenka als sogenannter New Type in der Lage, seinen God Arc nach Belieben von einem riesigen Schwert in eine gewaltige Schusswaffe zu transformieren und umgekehrt. Um so bald wie möglich an echten Missionen teilnehmen zu können, setzt er in Trainingseinsätzen alles daran, seine zu maximieren. In gelegentlichen Flashbacks sehen wir, dass in den Ruinen Japans irgendetwas Schreckliches mit Lenka oder seiner Familie passiert sein muss. Diese grausamen Ereignisse begründen seinen unablässigen Hass gegen die Aragami und die Entschlossenheit, Menschen vor ihnen zu retten.
Rekruten und Veteranen
Unterstützt wird Lenka von dem ebenfalls neuen Kota, sowie seiner unmittelbaren Vorgesetzten Tsubaki Amamiya. Wie in Animes nicht unüblich, gerät er mit dieser auch gelegentlich aneinander, wenn deren strikte Befehle nicht seinem Verlangen entsprechen, Menschen zu helfen. In dieser Hinsicht konnte mich God Eater dennoch positiv überraschen. Meine Befürchtungen in den ersten zwei Episoden, dass der Anime oberflächliches Actionprogramm sein könnte, wurden mit ruhigeren Tönen und sogar sozialkritischen Aspekten – die auf diesem Kontrast von persönlicher Moralvorstellung und den Vorgaben der Gesellschaft fußen – zumindest teilweise zerstreut. Bereits im Lauf der ersten Episode kommen weitere God Eater hinzu, die Lenka zur Seite stehen.
Allein aufgrund der schieren Zahl von Anime ist es schwer, Charaktere zu schaffen, die einem in ihrem Verhalten nicht irgendwie typisch vorkommen. Mit Lindow haben wir den Veteranen, der zwar cool und nicht besonders redselig ist, im Rekruten Lenka aber sich selbst erkennt und so eine Bindung zwischen ihnen entsteht. Soma ist der verbitterte, noch wortkagere Kämpfer, der einfach nur Aragami töten will und für hehre Moralvorstellungen nicht übermäßig viel Verständnis zu haben scheint. Alisa als mächtiger, kampferprobter New Type wiederum hält Teamwork für unnötig, wenn sie die Monster auch einfach alleine zur Strecke bringen kann.
Verbindung zur Spielreihe
Wer God Eater 1 auf der PSP oder eine der erweiterten Neuauflagen gespielt hat, wird an den Namen sofort erkennen, dass der Anime auf dem ersten Teil beruht. Zwar lassen sich Anime und Spiel nicht im selben Universum vereinen, was die Handlung angeht, da bestimmte einmalige Ereignisse unterschiedlich verlaufen. Dafür sind die Schauplätze, Waffen und Charaktere allesamt gut umgesetzt, während gleichzeitig Details geboten werden, die sich mit dem Spiel problemlos verknüpfen lassen. Somit sehe ich den Anime als eine Art Paralleluniversum zum Spiel an, dass das Spielerlebnis um einige interessante Facetten bereichert. Meinen Test zu dem in Deutschland zeitgleich zum Anime erscheinenden Remaster des zweiten God Eater Teils, in dem ich auch auf den ersten Teil eingehe, findet ihr hier.
Tolle Optik mit zwei großen Schwächen
Einerseits gibt es coole Kameraschnitte, Zeitraffer und Zeitlupen. Auch die Landschaften und Charaktere sind wirklich toll gezeichnet und weisen einen hohen Detailgrad auf, wobei insbesondere die God Arcs genial umgesetzt sind. Die Schatten- und Lichteffekte überzeugen ebenfalls auf ganzer Linie. Aber auch zwei große Kritikpunkte muss sich God Eater leider gefallen lassen. Zum Einen die 3D-Elemente. So sind beispielsweise die Aragami nur teils gezeichnet und teils animiert, wodurch sie negativ herausstechen. Auch Fenrir, die Bastion der Japaner, ist in einigen Szenen nahezu vollständig animiert und in diesen optisch unterwältigend. Zum Anderen die nicht-existente Auswirkung des Regens auf die Charaktere. Die Lichtstimmung und die Optik des Regens an sich sind toll, während man in den Zeitlupen sogar einzelne Regentropfen sieht. Klamotten und Haare aber, insbesondere das weiße Hemd Lenkas, verfärben sich nicht und triefen auch nicht vor Wasser. Das hat mich in diesen Szenen gestört und mein Sehvergnügen eingeschränkt.
Die Synchro und der Sound
KMS hat sich einige bekannte Sprecher sichern können. Als Lindow überzeugt beispielsweise Björn Schalla, bekannt als Anduin Lothar aus dem Warcraft Film oder Sora aus No Game No Life. Auch Birte Baumgardt, die man als Priscilla aus Witcher 3 und Moeka aus Steins;Gate kennt, leistet als für Alisa einen sehr guten Job. Konrad Bösherz (Code Geass, Star Wars Rebels) ist als Lenka dabei. Zwar gibt es auch Charaktere, die etwas hölzern klingen, insgesamt ist die Synchro aber sehr zufriedenstellend. Was den übrigen Ton angeht, so klingen sowohl Umgebungsgeräusche wie Wind und Regen, als auch die God Arcs und die Aragami glaubwürdig und satt.
God Eater Vol. 1 – Fazit
Die Charaktere und die Welt gewinnen im Verlauf der Handlung mehr Tiefe, und ruhigere Töne entschleunigen den Anime zeitweise positiv, was mir sehr gefallen hat. Insgesamt hat mir der Anime insbesondere als Spieler der beiden Videospiele zugesagt. Ohne diese Verbindung wäre er für mich definitiv weniger interessant gewesen. Das liegt an der durchwachsenen Optik und der für sich genommen nicht besonders kreativen Handlung. Spieler der Reihe und Actionfans im Allgemeinen werden mit den ersten fünf Episoden aber auf ihre Kosten kommen. Die folgenden Episoden werde ich ebenfalls hier beim AGM testen.
Lars Baumgart
Infobox:
- Titel: God Eater Vol. 1
- Episoden: 1-5
- Animationsstudio: Ufotable
- Vertrieb: KSM
- Format: DVD, Bluray
- FSK: 12
- Genre: Action
- Sprachausgabe: Audio Japanisch/Deutsch, Untertitel Deutsch
- Besonderheiten: Bonusfolge & Behind the Scenes (japanischer Ton, deutsche Untertitel), Opening- und Ending-Song, Trailer, Bildergalerie
Bildquellen: KSM, Ufotable