Lasst euch von Miss Hokusai, dem preisgekrönten Werk des Regisseurs Keiichi Hara in eine andere Epoche entführen!
Lizensiert von Kazé Anime ist der 90-minütige Film nun bereits seit einigen Monaten auf dem Markt erhältlich. Miss Hokusai handelt vom Leben des berühmten Künstlers Katsushika Hokusai, dessen Bilder heutzutage, viele Jahre nach seinem Tod, zum nationalen Kulturerbe Japans zählen und seiner Tochter, die stets in seinem Schatten stand und doch mehr zu seinem Erfolg beitrug, als so mancher ahnte.
Unterwegs auf den Straßen Edos
O-Ei ist die Tochter des berühmten Künstlers Tetsuzo. Die beiden leben gemeinsam in einem kleinen, chaotischen Atelier mitten in Edo, dem alten Tokyo. Die Stadt ist groß, eine der größten ihrer Zeit. Überall wimmelt es nur so von Bauern, Arbeitern, Künstlern, Geishas und Freudendamen (/- herren). Tetsuzo ist bekannt für seine Werke, doch nur wenige wissen, dass seine Tochter den verschrobenen, alten Mann bei seiner Arbeit unterstützt.
O-Ei ist selbst eine talentierte Zeichnerin und hat ein besonderes Talent dafür, schöne Frauen auf’s Papier zu bringen. Doch um die Aufträge zu entwerfen, die ihr Vater häufig auf sie abwälzt und bei denen es oft darum geht, erotische Bilder zu zeichnen, fehlt ihr die Erfahrung. Natürlich ist sie dem anderen Geschlecht nicht abgeneigt, aber sie ist zu schüchtern und verschlossen, um sich einem Mann zu öffnen.
Im Leben der 23-jährigen Frau geht außerdem einiges vor sich, viel zu viel um sich mit der Männerwelt zu beschäftigen. Ihre Eltern sind schon länger getrennt und ihre Schwester lebt in einem Kloster. Das kleine Mädchen ist blind. Wann immer O-Ei Zeit hat, besucht sie das junge Mädchen und unternimmt mit ihr Ausflüge in und um die Stadt. Verzweifelt versucht sie so, die fehlende Anwesenheit Tetsuzos auszugleichen. Dieser fürchtet sich vor kranken Menschen und meidet seine kleine Tochter. Er ist mit ihrer Krankheit schwer überfordert und weiß nicht, wie er sich in ihrer Gegenwart verhalten soll. Tetsuzo und O-Ei haben nicht unbedingt das beste Verhältnis und doch schaffen sie es, ihren Alltag zu bestreiten.
Miss Hokusai: Fazit
Mit viel Liebe fürs Detail und eingebauten Bildern des berühmten Künstlers verleiht Keiichi Hara seinem Film Miss Hokusai eine ganz besondere Atmosphäre. Durch schlichte und doch aussagekräftige Elemente entführt er den Zuschauer ins Japan des 18. Jahrhunderts und erweckt die Welt von damals zu neuem Leben. Der Film ist ab sechs Jahren freigegeben, was ich persönlich nicht als angemessen empfinde. Die Themen, die in Miss Hokusai behandelt werden, wie zum Beispiel ihr Besuch im Bordell und die Tändelei mit dem dortigen Angestellten, sind meiner Meinung nach nicht für Kinder dieser Altersklasse geeignet!
Zuschauern, die die Bilder des Künstlers bereits kennen, dürfte aufgefallen sein, dass Keiichi Hara einige davon in den Film hat einfließen lassen. So sehen wir, als O-Ei mit ihrer kleinen Schwester auf dem Edo-Fluss in einem Boot unterwegs ist, eine animierte Version von Hokusais ‚Die große Welle vor Kanagawa‘. Alles in allem ist Miss Hokusai durchaus ein sehenswerter Film. Und wer sich für japanische Kunst begeistern kann, sollte ihn sich nicht entgehen lassen!
Bildquelle(n): Keiichi Hara, Kazé Anime (VIZ Media Switzerland SA), Production I.G., Inc.