MANGAikan setzt sich aus den Wörtern Manga und gaikan, dem japanischen Wort für Überblick/ Übersicht, zusammen und soll eben einen solchen über aktuelle und interessante Titel verschaffen. Alle Genres sind vertreten: von Shoujo bis Yaoi, von Action bis Mystery. Es sollte sich also für jeden Mangaleser was finden lassen.
Reaktor 1F – Ein Bericht aus Fukushima Teil 1
Kazuto Tatsuta
Carlsen
Obwohl die Katastrophe von Fukushima nun 5 Jahre in der Vergangenheit liegt, laufen die Aufräumarbeiten unermüdlich weiter. Wie groß die Folgen von Radioaktivität sind und wie langsam der Fortschritt an den Reaktoren, ist für Viele wohl nur schwer vorstellbar. Reaktor 1F soll uns dieses Verständnis vermitteln. Tatsächlich ist es mehr Bericht, mehr Dokumentation, als eine erzählte Geschichte. Es erwarten einen hier und da realistische Zeichnungen vom Unfallort und dem Sperrgebiet sowie vereinfachte Lagepläne des Atomkraftwerks mit den unterschiedlichen Einsatzstellen. Man verfolgt den Autor Kazuto Tatsuta bei seinem Arbeitstag auf 1F, erfährt wie er sich auf den Arbeitsplatz beworben hat und wie die Arbeiter dort leben. Dieser Manga ist definitiv nichts für “mal eben so zwischendurch”. Man muss sich Zeit für ihn nehmen und sich auch für das Thema interessieren. Ich persönlich bin ohne große Vorkenntnisse an den Manga herangegangen und war überrascht über das komplexe immer noch profitorientierte Firmensystem am Unfallort. Arbeiter müssen teilweise wochenlang warten, bis sie anfangen können am Atomkraftwerk zu arbeiten. Dass Manga eben nicht nur ein Medium zur Unterhaltung ist, sondern auch um sich zu verwirklichen, etwas festzuhalten, etwas zu vermitteln, dafür ist Reaktor 1F – Ein Bericht aus Fukushima ein Beispiel und definitiv lesenswert.
Das Liberi-Projekt – Band 1
Tamasaburo
Carlsen
In Das Liberi-Projekt werden wir Zeugen, wie das Mädchen Kuruna nach einem Schulausflug von einem Unbekannten bestohlen wird. Das lässt sie aber nicht so auf sich sitzen und macht diesen ausfindig, um sich ihre entwendeten Sachen zurückzuholen. Doch statt ihr Geld wiederzusehen, wird sie in verschiedene halsbrecherische Situationen mit dem Dieb Bomber und seinem Bruder Zurui verwickelt. Diesen Manga habe ich mit gemischten Gefühlen beendet. Er ist spannend, die Charaktere interessant und über den Zeichenstil kann man nicht klagen. Was mich aber gestört hat, war, dass man nicht viel über die Welt und die Ziele der Charaktere vermittelt bekommt. Also im Prinzip, wo die Geschichte hinführen soll. Am Anfang bekommt man zwar eine kleine Einleitung der Weltentstehung, die aber wenig Aufschluss über die gegenwärtige Situation gibt. Und hier und da kann man auch selbst Schlüsse ziehen, wird ansonsten jedoch im Moment noch viel im Dunkeln gelassen. Hoffentlich erfährt man im zweiten Band mehr. Übrigens, der Manga kommt aus Deutschland und wird deshalb von links nach rechts gelesen.
Fantasma – Band 2
Yuji Kaku
Kazé
Während der erste Band von Fantasma noch recht unbeschwert wirkte, wird es im zweiten recht düster. Um seine Mutter zu treffen, ist Nero zur Familie Fellini gekommen. Diese verweigert ihm jedoch ihre Hilfe, solange er kein richtiger Mafioso ist. Dabei muss Nero feststellen, dass es in dieser Welt nicht möglich ist, ein Mafioso zu sein, der von allen als guter Mensch gesehen wird. Der Eindruck, den ich im ersten Band hatte, dass Fantasma ein bisschen wie Naruto oder One Piece ist, verflüchtigt sich im zweiten etwas. Denn Nero ist kein Held der von allen verehrt werden kann, worunter er auch leidet, da es seiner Wunschvorstellung widerspricht. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, erwarten einen blutigere Panels und psychisch abnormere Charaktere als im Vorgängerband. Die Spannung hält also an.
Clea Reumbach
Bildquelle(n): VIZ Media Switzerland SA, CARLSEN Verlag GmbH