Nachdem Tokyo Ghoul einen erfolgreichen Start der Kaze Anime-Kinonacht einläutete, erwartet uns am Dienstag, 26. April mit dem langersehnten Deutschland-Start von Psycho-Pass: The Movie ein wahrer Kracher. Doch war der Abend erneut ein gelungenes Zusammenkommen deutscher Anime-Fans und konnte Psycho-Pass den hohen Erwartungen gerecht werden?
Runde 2 geglückt!
Tatsächlich war das Kino noch voller, als es bereits bei Tokyo Ghoul der Fall war und nachdem Kaze erneut den Abend anmoderierte, hatte man noch einen Überraschungsgast für die anwesenden Anime-Fans parat. So gesellte sich René Dawn-Claude zum Moderator hinzu und erzählte nicht nur über seine Erfahrungen als Synchronsprecher (u. a. Ayato in Tokyo Ghoul), sondern auch, welche Herausforderungen Psycho-Pass mit sich brachten, da er dort auch für die Dialog-Regie zuständig war. Nach einer kurzen Unterhaltung mit Rene und einem Trailer zu Tokyo Ghoul ging es auch schon mit Psycho-Pass: The Movie los.
Wiedergutmachung
Die erste Staffel von Psycho-Pass gehört ohne Zweifel zu den besten Animes aller Zeiten. Das liegt vor allem daran, dass Shogo Makishima einer der genialsten Antagonisten seit Jahren war und sich sowohl alle Haupt- und Nebencharaktere als auch die Geschichte selbst auf ein hervorragendes Writing stützen konnten. Da verwundert es nicht, dass Staffel 2 unglaublich hohen Erwartungen gerecht werden musste – und auf ganzer Linie versagte. Zwar ist die zweite Staffel immernoch gute Sci-Fi Action-Kost, jedoch gleichzeitig weit davon entfernt, ein ähnlicher Meilenstein zu sein. Dies dürfte vor allem dem recht langweiligen Gegenspieler geschuldet sein, dem sich Inspektor Akane Tsunemori stellen musste – und natürlich der Abwesenheit von Fan-Liebling Shinya Kogami. Genau um diesen dreht sich tatsächlich auch der Film, denn Kogami taucht ausgerechnet als Anhänger einer Terror-Organisation wieder auf. Diese rebelliert gegen den südöstlich-asiatischen Staat namens SEAUn, da in diesen nun ebenfalls das Sibyl System integriert werden soll. Durch eine Verkettung von Zwischenfällen wird Akane in dieses Gebiet entsandt und natürlich trifft sie dort auf Kogami. Doch schnell wird klar, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint.
Tatsächlich ist Psycho-Pass: The Movie voller Intrigen und gut gemachter Twists. Auch kann man sich dieses Mal nicht über einen zu schwachen Gegenspieler beschweren, denn clevererweise gibt es diesen nicht. Statt eines zentralen Antagonisten gibt es viele zwielichtige Figuren, welche erst nach und nach ihre Absichten zu erkennen geben und sich auch untereinander in den Rücken fallen. Bei der deutschen Synchronisation muss man René Dawn-Claude loben, er hat ganze Arbeit geleistet und alle Sprecher der ersten beiden Staffeln erneut verpflichtet. Dennoch schwächelt die Synchronisation und wirkt oftmals befremdlich. Doch warum ist dies so? Um die ethnischen Differenzen zwischen Japan und SEAUn darzustellen, sprechen alle Einwohner SEAUns Englisch. Wer japanische Dubs kennt, in denen Englisch gesprochen wird, weiß wie schrecklich dies klingt. Daher bliebt René keine andere Wahl, als alle englischen Passagen ebenfalls neu einzusprechen. Diese Stellen sind jedoch leider auch in der deutschen Fassung nicht zu 100% geglückt. Selbst legendäre Sprecher wie Ronald Nitschke (Stimme von Tommy Lee Jones) sprechen stellenweise mit einem fürchterlichen deutschen Akzent, was dem eigentlich sehr ernsten Anime in diesen Momenten die Glaubwürdigkeit raubt. Ich für meinen Teil weiß nicht, ob es nicht besser gewesen wäre, einfach alles in deutscher Sprache einzusprechen oder zumindest ab dem Zeitpunkt, als Akane über ihren Zugang zum Sybil System eine Art „Instant-Übersetzer“ einschaltet, der das gesprochene für sie selbst auch sofort ins Deutsche bzw. Japanische übersetzt.
Psycho-Pass: The Movie – Spürbares Kino-Budget
Das Animationstudio Production I.G braucht sich sicherlich nie zu verstecken und bietet selbst bei Anime-Serien meistens eine Optik mit Referenzwert. Dennoch merkt man Psycho-Pass: The Movie sofort an, dass es sich um eine Kino-Produktion mit entsprechendem Budget handelt. Die Zeichnungen bieten noch mehr Details, es gibt zahlreiche sehr gute und optisch ansprechende CGI-Effekte und die Kolorierung wirkte auf der großen Leinwand atemberaubend. Das wusste auch das anwesende Publikum zu würdigen, das bei der ein oder anderen Schlüsselszene des Films auch einen spontanen Applaus anstimmte. Uns hat Psycho-Pass: The Movie auf jeden Fall besser als die zweite Staffel gefallen, kommt jedoch nicht ganz an Staffel 1 heran. Auch das „Wir“-Gefühl zusammen mit den anwesenden Anime-Fans im Kino sorgte für einen rundum gelungenen Abend. Daher können wir euch die nächste Anime-Nacht nur wärmstens empfehlen.
Alle Termine seht ihr hier im Überblick:
▪ 28. Juni: Kiseiju – Parasyte – Part 1 (Realfilm)
▪ 26. Juli: Sommer-Sneak-Preview
▪ 27. September: Attack on Titan – Part 1 (Realfilm)
▪ 29. November: Project Itoh – Empire of Corpses
An dieser Stelle sei noch gesagt, dass das Geheimnis um die Sommer-Sneak-Preview inzwischen gelüftet wurde. Es handelt sich dabei um den neuesten One Piece Film „GOLD“ welcher direkt wenige Tage nach seiner Japan-Premiere mit deutschen Untertiteln gezeigt werden wird.
Alle teilnehmenden Kinos sowie weitere Infos zu den nächsten Anime-Kinonächten könnt ihr der Website von Kaze entnehmen.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): ©サイコパス製作委員会