„Dragonball“ gehört ohne Frage zu den größten Anime-Klassikern weltweit. Viele sind mit den Abenteuern des Son-Goku groß geworden und schalteten 2001 jeden Abend ein, wenn „Dragonball Z“ im TV lief. Obwohl die Neuauflage zu „Dragonball Z“ bereits seit 2009 im japanischen TV ausgestrahlt wird, erscheint die deutsche Synchronfassung zu DRAGONBALL Z KAI aus dem Hause Kazé erst am 9. Oktober. Doch für viele Fans geht der Wunsch einer deutschen Veröffentlichung lediglich mit einem bitteren Nachgeschmack endlich in Erfüllung.
Berechtigte Kritik, unnötiger Hass
Die Tatsache, dass das „Dragonball“-Franchise eine globale, riesige Fanbase hat, bringt natürlich auch eine große Verantwortung mit sich. So ist für viele Fans die heilige Synchron-Dreifaltigkeit seit Jahren unzertrennlich mit der Serie verbunden. Im Klartext bedeutet dies: Son-Goku wird im japanischen von Masako Nozawa gesprochen, im amerikanischen von Sean Schemmel und im deutschen eben von Tommy Morgenstern. Diese Sprecher haben die Figuren mit ihren Stimmen nicht nur geprägt, sie sind zur Figur geworden und bei keinem anderen Anime identifizieren sich die Fans so sehr mit ihrer Synchronfassung, wie hier. Kazé hat es leider nicht geschafft Morgenstern, sowie viele andere Sprecher des originalen deutschen „Dragonball Z“-Dub zu verpflichten. Natürlich hat jeder Fan das Recht dies zu kritisieren. Gründe diese Entscheidung anzuprangern gab es viele. Wieso wurde dies nicht früher kommuniziert? Wieso hat man unter Umständen fehlende finanzielle Mittel nicht über Kickstarter eingeholt? Wieso wurde die alte Synchronfassung nicht einfach auf Kai gelegt und die wenigen neuen Szenen mit Untertiteln ausgestrahlt? Dies alles sind berechtigte Fragen, der überaus leidenschaftlichen Anime-Szene. Was allerdings nicht OK ist und wofür ich mich selbst beim verfassen dieser Zeilen immer noch schäme sind die Aussagen, welche sich enorm im Ton vergriffen haben (Und dies ist noch nett ausgedrückt).
Androhungen von Gewalt, wüste Beleidigungen, Aufrufe zum Boykott aller Kazè-Produkte, Unterstellungen von Verrat, verbale Angriffe gegenüber den neuen Sprechern und schlimmeres spielen sich seit der Bekanntgabe der neuen Synchronstimmen in den sozialen Kanälen von Kazé ab. Gerade für eine Community, die sich immer wieder darüber beschwert nicht ernst genommen zu werden, ist dies die größte öffentliche Bloßstellung seit langem.
Technisch perfekt, Synchro hat noch Luft nach oben
Doch kommen wir zur Serie selbst, diese erscheint in wenigen Tagen und liegt uns bereits zur Rezension vor. Wie machen sich die neuen Stimmen, lohnt sich der Kauf der Bluray wirklich und sind die Kürzungen der Episoden sinnvoll? Auf dem ersten Volume befinden sich die Episoden 1 – 16, diese liegen in glasklaren 1080p vor, sowie DTS-HD 2.0 Sound. Technisch gibt es an diesem Release absolut nichts zu bemängeln. Inhaltlich ist es natürlich Geschmackssache. Denn die insgesamt 291 Episoden wurden auf 159 gekürzt. Entfernt wurde dabei aber lediglich das, was nicht aus der Mangavorlage entstammt und unter Fans als „Filler-Episoden“ bezeichnet wird. Doch auch die Gewalt wurde stellenweise etwas heruntergeschraubt, dies erkennt man vor allem an der Todesszene von Radditz und Son-Goku. Dabei handelt es sich jedoch um keine deutsche Zensur, sondern wurde von Toei selbst so vorgenommen und ist dementsprechend auch in der japanischen und amerikanischen Fassung nicht unzensiert.
Zu guter Letzt widmen wir uns natürlich der Synchronisation und so viel sei direkt gesagt: Der Aufruhr war größtenteils völlig für umsonst. Amadeus Strobl als Son-Goku und Felix Spieß als Piccolo sind hervorragend und verleihen den Figuren die gleiche Charakteristika wie damals Morgenstern und Nathan. Da Vegeta in den vorliegenden Episoden noch nicht wirklich zu den Hauptfiguren gehört, würde ich mit einem Urteil der Leistung Florian Hoffmanns gerne noch bis zum nächsten Volume warten. Einige Sprecher von damals konnten erneut verpflichtet werden, so ist Roland Hemmo als Erzähler erhalten geblieben, was eine Wohltat für das Gehör ist. Doch auch Muten-Roshi, Tenshinhan, Meister Kaio, Nappa und viele andere Nebenfiguren konnten wieder mit den gleichen Stimmen besetzt werden. Leider gibt es auch zwei große Ausrutscher im ersten Volume. So ist Olivia Büschken als Son-Gohan bisher leider viel zu schlecht und spricht entweder emotionslos oder viel zu übertrieben. Sie findet sich nicht wirklich in die Rolle ein. Da Son-Gohan aber spätestens ab der Cell-Saga eine zentrale Rolle einnimmt, muss hier unbedingt nachgebessert werden. Sämtliche Hoffnungen verloren haben wir allerdings für Jennifer Weiß als Chichi. Ihre Arbeit hier ist mangelhaft. Chichi wird wie ein schlechter Stereotyp eines 08/15 Ecchi-Anime gesprochen und nervt mit jedem Dialog den sie hat Stück für Stück mehr. Sehr schade.
Der Rest ist jedoch stimmig, atmosphärisch und vor allem professionell umgesetzt, weshalb wir weiteren Volumes von „Dragonball Z Kai“ positiv entgegenblicken. Lobend zu erwähnen ist außerdem noch das edle Digipak in welchem sich die beiden Blurays des ersten Volume befinden. Der Hochglanzdruck wirkt mit den knalligen Orange- und Blautönen wunderschön und ist ein absoluter Eyecatcher in der Anime-Sammlung. „Dragonball Z Kai“ ist eine tolle Neuerzählung der bekannten Geschichte und entpuppt sich dabei als actionreicher, dynamischer und bombastischer. Wir können trotz des großen Trubels im Vorfeld Kazés deutschen Release daher ohne Bedenken empfehlen.
Kevin Kunze