Mit neuem Butler und neuem Herren startet die zweite Runde des viktorianischen Klassikers. Alte Charaktere kommen trotzdem nicht zu kurz. Black Butler II Box 1 läutet die zweite Staffel ein.
Vom Hund zur Spinne
Wenn man als Fan dachte, dass Sebastian endlich seine Entlohnung erhalten hätte, wird man enttäuscht. Ein anderer Teufel unterbrach das Ritual und raubte Ciels Seele. Um diese zurück zu erlangen, muss der hungrige Teufel sich ins Reich „der Spinne“ begeben.
Alois Trancy agiert mit einem schwarzgekleideten Butler namens Claude als Oberhaupt des Hauses Trancy und dient der Königin als „Spinne“. Klingt vertraut? Ist es auch – bis deutlich wird, dass Alois nicht der ist, für den er sich ausgibt. Nachdem Sebastian das wieder erlangte, was der fremde Butler ihm geraubt hatte, gestaltet sich ein erneutes Ritual als schwierig. Ciel hat seine Erinnerungen beinahe komplett verloren und die ganze Szenerie wirkt wie ein schlechtes Theaterstück, welches mit der Verkostung einer Seele enden soll. Der Raub von Ciels Seele war allerdings nicht grundlos, denn auch der andere Teufel hat Interesse an dieser. Schließlich endet es in einem Wetteifern beider Teufel um diese eine Seele – bis sich ein weiterer Teufel einmischt.
Fehlende Linie und das Ende im Nichts
Die ganze zweite Staffel ist äußerst verwirrend und unvorteilhaft aufgebaut. Wenn die wenigen neuen Charaktere vorgestellt werden, tauchen sie einige Folgen nicht auf und werden oft nicht stark genug beleuchtet, um sie nachzuvollziehen. Spannung wird lediglich durch die Verletzbarkeit von Sebastian aufgebaut. Zum ersten Mal hat der vollkommene Butler einen Gegner, der ihm ebenbürtig ist – die Konkurrenz tut dem Szenario gut. Unpassend eingesetzter Humor kann diese Spannung allerdings schnell wieder dämpfen.
Jedoch geht der Anime in der zweiten Staffel einen Schritt weiter und macht keinen Halt vor dramatischen Wendungen, grundloser Grausamkeit und plumper Erotik. Obwohl die neue Staffel von Black Butler keineswegs etwas mit der Handlung des Mangas zu tun hat, verhindert das überraschende Ende eine weitere Fortsetzung komplett. Dies lässt trotz der dramatischen und gut durchdachten Wendung zum Schluss einen bitteren Beigeschmack zurück. Wer sich jedoch vorher mit Ciel und Sebastian nicht anfreunden konnte, bekommt nun eine neue Chance, denn die Balance zwischen den Szenen der verschiedenen Parteien ist ausgeglichen. Mit zwölf Folgen ist die Fortsetzung halb so lang wie ihr Vorgänger.
Mehr für Ohr und Auge
Die Synchronisation von Black Butler II Box 1 kann immer noch mit dem Standard der ersten Staffel mithalten. Mit den alten Synchronsprechern wurden leider auch alle Fehler übernommen. Die neuen Charaktere haben jedoch passende Stimmen erhalten und werden in richtiger Tonlage gesprochen. Graphisch kann der Anime bei Nahaufnahmen punkten: sobald der Schauplatz weiter entfernt ist, geht die Detailgenauigkeit allerdings verloren. Die Kampfanimationen sind wie immer sehr gelungen und werden mit schneller, klassischer Musik untermalt.
Das Opening der zweiten Staffel heißt Shiver von The GazettE – dabei verändert sich das Bildmaterial je nach Inhalt der Episode. Entweder ist es auf das Haus Trancy bezogen oder ausgeglichen. Als Ending wurde der Song Bird von Yuya Matsushita benutzt. In zwei Folgen wechselt jedoch der Abspann und wir bekommen Kagayaku Sora no Shijima ni wa von Kalafina zu hören.
Black Butler II Box 1 – Fazit
Die zweite Staffel setzt die Entfernung vom Manga fort und versucht mit neuen Charakteren und Schauplätzen zu überzeugen. Dies gelingt auch besonders auf die Konkurrenz von Sebastian bezogen. Auch der Humor ist typisch für Black Butler. Leider ist die Geschichte verwirrend und somit manchmal nicht nachvollziehbar, da Details zur Aufklärung fehlen. Das überraschende Finale ist ein dramatischer Höhepunkt und gleicht die Schwächen wieder aus, obwohl es endgültig ist. Dennoch ist Black Butler II Box 1 ein Muss für jeden Fan, denn die lieb gewonnenen Charaktere der ersten Staffel und auch die neuen Gesichter unterhalten auf gewohnte Art und Weise. Neuen Fans empfiehlt sich jedoch trotz nicht zwingender zusammenhängender Handlung die erste Staffel zu schauen, da diese die Handlungsgrundlage bildet.
Hannah Janzen
Bildquelle: Kazé