Endlich ist das vierte und letzte Volume zu Love, Chunibyo & Other Delusions auf dem deutschen Markt erschienen. Nachdem die Episoden 1-10 der ersten drei Vol. mit zu dem Besten im Bereich Anime gehörten, das wir je gesehen haben, kann es doch eigentlich nur gut werden?
Müssen wir uns dafür schämen, wer wir sind?
Der Twist am Ende der 10. Episode war äußerst unangenehm. Nicht nur für Rikka selbst, da diese erneut gezwungen war, sich mit dem Tod ihres Vaters auseinanderzusetzen, sondern auch für uns als Zuschauer, da aufgrund der extrem guten Entwicklung von nahezu allen Charakteren eine entsprechend starke Identifikation mit den Figuren vorhanden ist. Jeder, der ein bisschen Nerd / Geek in sich trägt, weiß ganz genau wie es ist, sich vor der teilweise unerträglich unangenehmen Realität in eine Traumwelt zu flüchten. Gleichzeitig verstehen wir aber auch Rikkas Schwester Touka, die eigentlich nur möchte, dass Rikka nicht vor ihren Problemen flieht, sondern sich der Realität stellt. Nachdem Yuuta schließlich auf Toukas Seite stand und ebenfalls Rikka bat ihr „Achtklässler-Syndrom“ hinter sich zu lassen und den Tod ihres Vaters endlich zu verarbeiten, bricht für Rikka eine Welt zusammen. Zur Überraschung aller entledigt sie sich am Ende der 10. Episode jedoch ihrer geliebten Augenklappe und beschließt ein „normales“ Leben zu führen.
Was ist schon normal?
Genau hier setzt das vierte Volume, welches die letzten beiden Episoden 11 und 12 sowie die Bonus-Episode 13 beinhaltet, an. Rikka will endlich das Grab ihres Vaters besuchen, wirkt jedoch gleichzeitig antriebslos, isoliert, gelangweilt und depressiv. Yuuta verdrängt diese Tatsachen jedoch und realisiert nicht, dass die Zerstörung in Rikka weitaus größer ist, als die Heilung. Doch Rikka selbst versucht nun bereits radikal mit allem abzuschließen – inklusive dem Besitz ihrer geliebten Kuscheltiere, Spielzeuge und Kostümen. Als Yuuta urplötzlich jedoch die Nachricht erreicht, dass Rikka zurück zu ihrer Mutter zieht und die gerade erst begonnene Liebesbeziehung mit ihm beenden möchte, scheint er zu begreifen, was er durch sein Handeln ausgelöst hat… Wie es an dieser Stelle ausgeht, möchten wir nicht verraten. Sowohl die regulär letzte 12. Episode, als auch die Bonus-Episode haben uns sehr gut gefallen und sorgen nicht nur für ein rundes, lückenloses Ende, sondern auch für große emotionale Momente und wieder einmal tolle Charakterentwicklungen. Zur visuellen Umsetzung und der deutschen Synchronfassung haben wir bereits genug Worte verloren, möchten an dieser Stelle jedoch vor allem nochmals Luisa Wietzorek für ihre Darbietung als Sanae loben. Diese hat in den letzten Episoden nämlich einige sehr emotionale, aufbrausende Momente die von ihrer deutschen Stimme wirklich grandios umgesetzt wurden. Oftmals wirken deutsche Sprecher in Szenen, in denen viel geweint oder geschrien wird, sehr unglaubwürdig, aufgesetzt und künstlich. Luisa Wietzorek haut hier jedoch eine Performance raus, die unter die Haut geht. Großes Kino und eine würdevolle sowie professionelle Herangehensweise an das Thema Anime.
Eine wertvolle Botschaft
Kaum, dass Love, Chunibyo & Other Delusions beendet ist, vermissen wir auch schon Rikka, Sanae, Yuuta und Co. Die Story war gleichermaßen herzzerreißend wie herzerwärmend und vermittelt eine wertvolle Botschaft, die kaum passender für unsere heutige Gesellschaft sein könnte. Egal ob man Nerd ist oder nicht, ob man Homo- oder Heterosexuell ist, welche Hautfarbe man hat – diese Liste könnte ewig weitergehen – man darf niemals sein Selbstwertgefühl verlieren und darf, kann und soll stolz darauf sein, dass man einzigartig ist. Im Gesamten betrachtet mag Love, Chunibyo & Other Delusions stellenweise etwas langatmig und nicht perfekt sein sowie hier und da ein paar Nebencharaktere haben, die nicht mit den anderen Figuren mithalten können – die emotionale Achterbahnfahrt und die tolle Message machen es dennoch zu einem Werk, welches man unbedingt gesehen haben sollte.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): Torako / Kyoto Animation / Chu-2byo-Production partnership