Schablonenhafte Phrasen wie „Das beste XYZ aller Zeiten!“ kann eigentlich keiner mehr hören beziehungsweise lesen. Kein Wunder, so oft wie damit um sich geworfen wird. Im Fall von „Assassin’s Creed: Syndicate“ fällt es jedoch schwer, davon Abstand zu nehmen. Bei einem Event in Berlin konnten wir das gesamte dritte und einen Teil des siebten Kapitels in aller Ruhe durchspielen und hätten am liebsten stundenlang weitergezockt. Denn nach dem umstrittenen Vorgänger „Assassin’s Creed: Unity“, welcher gerade zum Release mit einigen unschönen Bugs zu kämpfen hatte, trifft das bereits jetzt extrem stimmig wirkende „Syndicate“ genau den richtigen Ton.
Harte Straßengangs und zarte Assassinen-Liebe
Au revior Paris, hello London: Die Französische Revolution war gestern, heute ist Industrialisierung angesagt. Die Straßen sind dreckig, der Himmel ist grau und ein Großteil der in den Fabriken schuftenden Bevölkerung ist so jung, dass er ohne erwachsene Begleitung nicht mal „Twilight“ im Kino sehen dürfte. Anders gesagt: Das London des späten 19. Jahrhunderts sieht genauso trostlos aus, wie man es im Schulunterricht kennengelernt hat. Für den Spieler gibt es jedoch kaum Grund Trübsal zu blasen, denn statt langweiliger Fließbandarbeit bietet London ihm einen abwechslungsreichen Spielplatz für Assassinen.
Die angenehmste Neuerung gibt es gleich zum Anfang bei der Vorstellung des Spielfigur – oder besser gesagt der SpielfigurEN, denn erstmals schlüpft der Spieler in die Haut zweier Protagonisten, nämlich der Zwillingsgeschwister Jacob und Evie Frye. Beide sind Teil des Ordens der Assassinen und äußerst cool drauf, doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Während Evie als Stimme der Vernunft fungiert und in erster Linie an die Ziele des Ordens denkt, hat Jacob vor allem nur eines im Sinn: eine eigene Gang gründen um die Schläger des verfeindeten Templerordens so richtig schön aufzumischen. Dementsprechend abwechslungsreich sind die spielbaren Missionen und Nebenaktivitäten die „Syndicate“ zu bieten hat. Egal ob wir diskret wichtige Handlanger des Feindes entführen, korrupte Politiker entlarven oder eher indiskret verfeindete Gangs aufmischen und bei Verfolgungsjagden in der Kutsche eine Spur der Verwüstung hinterlassen – mit den Fryes wird’s nie langweilig.
Innerhalb der Missionen wird die Spielfigur vorgegeben, dazwischen können wir jegliche Nebenaktivitäten jedoch mit unserem Lieblingszwilling spielen. Das geht vollkommen in Ordnung, denn die spannende Geschichte über den Kampf gegen den machthungrigen Templer Starrick, der ganz London gnadenlos kontrolliert und ausbeutet, ließe sich schlecht erzählen wenn der Spieler beliebig zwischen den Protagonisten hin und her hüpfen könnte. Zumal beide Geschwister völlig unterschiedliche Herangehensweisen bevorzugen. Schleichen und kämpfen können natürlich beide, doch nur einer ist jeweils Experte seines Fachs. Evie ist eine Meisterin der Tarnung und kann sich – vorausgesetzt die richtigen Fähigkeiten wurden erlernt – fast völlig unsichtbar machen. Jacob mag es eher direkt und lernt besonders heftige Moves, um seinen Gegnern äußerst eindrucksvoll seine Meinung zu sagen. Süß: Während unseres Anspieltermins ließen sich bereits erste Anzeichen dafür finden, dass Evie Gefühle für den gutaussehenden Assassinen-Kollegen Mr. Green entwickelt, der den Frye-Geschwistern zur Seite steht. Ob und wie diese Gefühle erwidert werden, sehen wir dann wohl, wenn wir das fertige Spiel in den Händen halten.
„Assassin’s Creed: Syndicate” erscheint am 23. Oktober 2015 für PlayStation 4 sowie Xbox One und am 19. November 2015 für den PC.
Lara Schulze
Bildquelle(n): © 2014 Ubisoft Entertainment