Touhou war schon Indie bevor man diesen Begriff im Videospielbereich überhaupt genutzt hat. Seit gut 20 Jahren entwickelt das Ein-Mann-Team Shanghai Alice Spiele über die von Hexen, Vampiren und Dämonen bewohnte Welt Gensokyo und verkauft diese auf den diversen Otaku-Börsen Japans. Über die Jahre hat man sich so eine gigantische Fanbase aufgebaut, die selbst nicht untätig geblieben ist und fleißig eigene Titel mit den bekannten Charakteren entwickelt und vertreibt. Mit Touhou Genso Rondo erscheint ein solches nun zum ersten Mal im Westen. Was erwartet uns?
Ready, set, fire!
Touhou Genso Rondo präsentiert sich als eine Melange aus Bullet Hell Shooter und Fighting Game: In einer runden Arena umkreist ihr euren Kontrahenten und müsst versuchen, durch geschicktes Manövrieren dem gegnerischen Kugelhagel auszuweichen, während ihr mit euren eigenen Magieattacken Paroli bietet. Jeder Charakter hat dabei drei individuell verschiedene Angriffe, die sich zu Kombos zusammenfügen lassen. Gelingt es euch, nah genug an den Gegner heran zu kommen, könnt ihr zudem eine Nahkampfattacke starten.
Eine Besonderheit ist die sogenannten Spellcard-Attacke. Bei dieser schmeißt euer Charakter für kurze Zeit den Boss-Modus an, das Spiel schaltet in die traditionelle Shmup-Top-Down-Ansicht und ihr verwandelt den Bildschirm in ein farbenfrohes Kugelmeer. Spätestens hier kommen dann auch die alternativen Bewegungsmodi ins Spiel: Die Dash-Funktion erlaubt schnelles Ausweichen und der Fokus-Modus sorgt für langsame, aber gezielte Bewegungen, damit auch komplexe Angriffspatterns gezielt durchflogen werden können.
Monotonie im Märchenwald
Was zunächst unterhält wird leider schnell eher eintönig: Auch wenn ihr mit etwas Übung ansehnliche Kombos und Ausweichmanöver hinlegt, fehlt es den Kämpfen an gewisse Dynamik eines Fighting Games. Während ihr dort unterlegenen Gegnern schnell den Garaus machen könnt, ziehen sich die Kämpfe in Touhou Genso Rondo teilweise wie Kaugummi, und ihr ballert unabhängig von Spielgeschick minutenlang auf eure Kontrahenten ein. Für langanhaltenden Spielspaß fehlen dem durchaus soliden Grundkonzept leider auch ein paar innovativere Gameplay-Mechanismen.
In Sachen Umfang wird lediglich der Genrestandard geboten. Der Story-Modus führt euch durch eine in Standbildern erzählte Geschichte, in welcher ihr nach und nach mit jedem der Charaktere konfrontiert werdet. Als Nicht-Kenner der Serie versteht man dabei leider nur Bahnhof und kratzt sich verwundert am Kopf, wenn irgendwelche Hexen übers Teetrinken philosophieren. Der Arcade-Modus bietet euch das gleiche, nur ohne Story-Schnipsel, während ihr im Boss-Rush die Spellcard-Angriffe aller Charaktere nacheinander um die Ohren gehauen bekommt. Sonderlich viel Abwechslung wird also auch hier nicht geboten. Schade, denn mit ein paar zusätzlichen Spielmodi hätte man vielleicht etwas Pep in das eher dröge Gameplay bringen können.
Fazit: Touhou Genso Rondo
Netter Ansatz, wenig dahinter. Wer sich nicht als Hardcore-Fan der Touhou-Serie fühlt, sollte sich den Kauf von Touhou Genso Rondo lieber dreimal überlegen. Das Spielprinzip weiß leider nur für kurze Zeit zu begeistern und die nüchterne Präsentation tut ihr Übriges. Bei einem Kaufpreis von etwa 25 Euro mag man da auch angesichts des Ursprungs als Fanprojekt und dem Umstand, dass das Lokalisierungsteam mehr Mitglieder hatte als der eigentliche Entwickler, kein Auge mehr zudrücken. Vor allem dann nicht, wenn bei aller Umfangsarmut zusätzliche Charaktere erst per DLC freigeschaltet werden wollen.
Benjamin Wilhelm
Bildquelle/n: NIS America, Inc.