In der Heimkinokolumne geht es diesmal um vier inhaltlich und stilistisch sehr unterschiedliche Filme. Wie nehmen zwei Männer Abschied für immer? „Freunde fürs Leben“ liefert eine sehenswerte Antwort. Wie kann eine krebskranke Amerikanerin ihrer Lebenspartnerin die Pensionsansprüche sichern, die einem verwitweten Ehemann zustünden? Das Drama „Freeheld – Jede Liebe ist gleich“ basiert auf einer wahren Geschichte. Schafft es ein Amerikaner, der in Laos als mutmaßlicher Mörder gejagt wird, seinen Häschern zu entkommen? Der solide Thriller „Mekong Rush“ kennt die Antwort. Warum müssen junge Leute ohne Gedächtnis in einem infamen Spiel um ihr Leben kämpfen? Der Sci-Fi-Thriller „Das schwarze Labyrinth“ liefert keine einfachen Lösungen.
Freunde fürs Leben
Regie: Cesc Gay, Label: Ascot Elite
Der Spanier Tomás (Javier Cámara) lebt seit vielen Jahren in Kanada. Weil Julián (Ricardo Darín), sein bester Freund aus Schultagen, in Madrid an Krebs erkrankt ist, kommt Tomás für ein paar Tage zu Besuch. Die beiden Männer gehen in diesen gemeinsamen Stunden dem großen Drama aus dem Weg, haben Spaß und auch Streit. Der Tod wird vor allem sachlich thematisiert, wenn es darum geht, einen neuen Besitzer für Juliáns Hund zu finden. Die hervorragenden Darsteller beeindrucken ebenso wie die beiläufige, leichte Art der Charaktere, aus einer Ausnahmesituation eine fast normale zu machen. So ganz ohne Schwulst und Klischees, aber gerade deshalb berührend, ist das Abschiednehmen im Film wahrscheinlich noch nie gezeigt worden.
Freeheld – Jede Liebe ist gleich
Regie: Peter Sollett, Label: Universum Spielfilm
Das Coming-Out der Polizeikommissarin Laurel Hester (Julianne Moore) ist in der amerikanischen Provinz zu Anfang des neuen Jahrhunderts noch eine große Sache. Ihr Glück mit der jungen Mechanikerin Stacie Andree (Ellen Page) wird bald von ihrer tödlichen Erkrankung überschattet. Laurels letzter Wunsch ist es, dass Stacie das gemeinsame Haus behalten kann, aber dafür müssten ihr Laurels Pensionsansprüche übertragen werden. Das geht nach Meinung des Gemeinderats nicht, weil es zu diesem Zeitpunkt die gleichgeschlechtliche Ehe in Amerika noch nicht gibt.
Das von Peter Sollett inszenierte Drama basiert auf einem wahren Fall. Laurel Hester und Stacie Andree setzten mit ihrem Kampf um Pensionsansprüche einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA. Das Drama schildert realitätsnah, wie viele Hindernisse und Vorurteile das Paar überwinden musste. Julianne Moore und Ellen Page spielen zurückgenommen und dennoch eindringlich. Auch Michael Shannon hat einen überzeugenden Part als Laurels Polizeikollege und Unterstützer.
Mekong Rush – Renn um dein Leben
Regie: Jamie M. Dagg, Label: Ascot Elite
John Lake (Rossif Sutherland) arbeitet als Arzt im Rahmen eines NGO-Hilfsprogramms in einem Krankenhaus in Laos. Weil er überarbeitet und labil wirkt, wird er in den Urlaub geschickt. Der Aufenthalt auf einer Insel gestaltet sich für John aber wenig entspannt. Denn er kämpft mit einem betrunkenen australischen Touristen, der eine einheimische Frau vergewaltigt hat. Am nächsten Tag wird die Leiche des jungen Mannes gefunden. John hat nicht vor, in einem laotischen Gefängnis zu landen. Aber sein Fahndungsfoto wird im Fernsehen gezeigt.
Das Regiedebüt des Kanadiers Jamie M. Dagg überzeugt als geradliniger, spannender Thriller. Die Flucht eines Mannes, nach dem mit Hochdruck gefahndet wird, wird dadurch erschwert, dass er ein Fremder ist. Er versteht die Sprache nicht, kennt sich nicht aus und muss aus dem Bauch heraus entscheiden, wem er vertraut. Die dynamische, atmosphärisch intensive Inszenierung wartet auch mit einem überraschenden Schluss auf.
Das schwarze Labyrinth
Regie: Francesco Cinquemani, Label: Eurovideo
Es ist das Jahr 2154 in einer postapokalyptischen Welt, die von einigen wenigen Machthabern regiert wird. Das Volk lebt in bitterer Armut und Sklaverei. Es bekommt Spiele zu sehen, in denen dem Sieger die Freiheit winkt. Aber es kann immer nur einer gewinnen, die anderen Teilnehmer müssen sterben. Eine Gruppe junger Wettkämpfer versucht verzweifelt, einen Weg aus den labyrinthischen Hallen zu finden, in denen sie gefangen sind. Der skrupellose Spielmacher Adam (Alec Baldwin) aber attackiert sie mit realen Wachmännern und Cyberwaffen.
Der dystopische Sci-Fi-Thriller ist so labyrinthisch konstruiert wie sein titelgebender Schauplatz. Die jungen Wettkämpfer stoßen mit jeder Erkenntnis auch auf neue Rätsel. Da ist von Nanokameras in menschlichen Augen die Rede, von Computerviren im Körper. Reale und virtuelle Welten überlappen und vermischen sich, wodurch sich hochinteressante, fantasievolle Bilder ergeben. Die visuelle Kreativität und der komplizierte, stufenförmige Verlauf der Handlung dominieren über die recht stiefmütterlich behandelte Welt der Gefühle.
Bianka Piringer
Bildnachweis: Eurovideo, Ascot Elite, Universum Spielfilm.