Die sommerliche Saure-Gurken-Zeit geht allmählich zu Ende und die wöchentliche Liste interessanter Kinostarts wird wieder länger. Der russische Actionfilm-Spezialist Timur Bekmambetov („Wanted“) hat sich an ein Remake des Klassikers „Ben Hur“ gewagt. Das Familiendrama „Mahana – Eine Maori-Saga“ entführt nach Neuseeland in den 1960er Jahren, der Kinderfilm „König Laurin“ in eine mittelalterliche Sagenwelt. Die französische Komödie „Mein ziemlich kleiner Freund“ geht amüsiert der Frage nach, ob ein Mann von geringer Körpergröße dem Image einer attraktiven Frau schadet. Die amerikanische Komödie „Mike and Dave Need Wedding Dates“ zeigt, wie sich die Brüder der Braut mit ihren mitgebrachten Begleiterinnen auf der Hochzeit danebenbenehmen, aber der Spaßfaktor bleibt durchschnittlich.
Ben Hur
Regie: Timur Bekmambetov, Verleih: Paramount Pictures
Zur Zeit von Jesus Christus leben in Jerusalem der wohlhabende jüdische Prinz Judah Ben Hur (Jack Huston) und sein römischer Adoptivbruder Messala (Toby Kebbell). Messala geht zum römischen Militär und wendet sich gegen seinen Bruder, als dieser im Verdacht steht, ein Attentat auf die Besatzer verübt zu haben. Judah Ben Hur kommt als Sklave auf eine römische Galeere. Jahre später kehrt er zurück nach Jerusalem, um seine Familie wiederzufinden und sich an Messala zu rächen. Der afrikanische Scheich Ilderim (Morgan Freeman) rät Judah, die übermächtigen römischen Besatzer nicht mit Waffengewalt, sondern bei einem Wagenrennen herauszufordern.
William Wylers „Ben Hur“ aus dem Jahr 1959 gewann elf Oscars. Die legendären Bilder mit Charlton Heston beim Wagenrennen prägten sich Generationen von Filmliebhabern ein. Auch in der Neuverfilmung der Geschichte, die auf einem Roman des 19. Jahrhunderts basiert, gerät das Wagenrennen zwischen Judah Ben Hur und seinem Adoptivbruder Messala zum Höhepunkt. Bekmambetov inszeniert es atemberaubend aus verschiedensten Perspektiven. Auch Judah Ben Hurs Leidensjahre auf der Galeere sind actionreich und eindrucksvoll gefilmt. Mit diesen Schauwerten können die Charakterzeichnungen und die Emotionen nicht so ganz mithalten, denn sie bleiben eher flach.
Mahana – Ein Maori-Saga
Regie: Lee Tamahori, Verleih: Prokino
Der 14-jährige Simeon (Akuhata Keefe) wächst in einer Familie von Schafscherern im ländlichen Neuseeland auf. Es sind die 1960er Jahre und im großen Familienverband herrschen die patriarchalischen Maori-Traditionen. Der absolute Herrscher des Mahana-Clans ist Großvater Tamihana (Temuera Morrison), dem niemand widersprechen darf. Doch Simeon hält sich nicht an dieses Gesetz und der Großvater verbannt daraufhin Simeons Eltern und ihre Kinder aus dem Clan. Simeon kommt einem alten Familiengeheimnis auf die Spur, das mit der Großmutter zusammenhängt. Es ist auch der Grund dafür, warum die Mahanas und ihre Nachbarn, die Poatas, zu Erzfeinden wurden.
Regisseur Lee Tamahori („Next“) kehrt mit diesem stimmungsvollen Familiendrama in seine Heimat Neuseeland zurück. Die Geschichte basiert auf dem Roman „Bulibasha: King of the Gypsies“ des Schriftstellers Witi Ihimaera, der mit „Whale Rider“ berühmt wurde. Sie taucht in die Kultur der Maori ein und schildert auch die Diskriminierungen, mit denen sie in der von Weißen dominierten Gesellschaft zu kämpfen haben. Vor allem aber wird auf altmodisch-epische und dennoch spannende Weise über einen Generationenkonflikt, Rivalität und Zusammenhalt erzählt. Das wirkt wiederum sowohl zeitlos, als auch kulturübergreifend. Wiederholt zieht Tamahori Parallelen zu amerikanischen Western.
König Laurin
Regie: Matthias Lang, Verleih: Zorro Film
Theo (Florian Burgkart), der einzige Sohn des Königs Dietrich (Rufus Beck), kommt in das jugendliche Alter, in welchem er der Tradition entsprechend an seinem ersten Ritterturnier teilnehmen sollte. Aber der Junge ist viel zu klein für die Rüstung und zum Leidwesen des Vaters auch gar nicht groß am Kämpfen interessiert. Er lernt den Zwergenkönig Laurin (Volker Zack) kennen, der einsam in einer Höhle in den Bergen haust. Dietrich verbannte die Zwerge von seinem Hof, weil er ihnen die Schuld am Tod seiner Frau gab. Theo und Laurin verbindet ihre Leidenschaft für das Gärtnern. Kaum hat ihre Freundschaft begonnen, wird sie schon schwer auf die Probe gestellt, als sich Theo etwas nimmt, was ihm nicht gehört.
In seinem Spielfilmdebüt erzählt der Regisseur und Drehbuchautor Matthias Lang eine neue Version der in seiner Heimat Südtirol beliebten Sage von König Laurin und seinem magisch leuchtenden Rosengarten. Er verknüpft sie dramatisch sehr geschickt mit der Geschichte eines Jungen, der den Vater mit seiner geringen Körpergröße und seiner friedfertigen Art enttäuscht. Sinn für Komik und Märchenzauber ergeben zusammen mit den mittelalterlichen Kostümen und Kulissen in alpiner Landschaft eine schöne Abenteueratmosphäre. Ein gut gespielter, spannender Film für die ganze Familie.
Mein ziemlich kleiner Freund
Regie: Laurent Tirard, Verleih: Concorde
Die attraktive Diane (Virginie Efira), eine erfolgreiche Anwältin, lernt einen Architekten kennen: Alexandre (Jean Dujardin) ist sehr charmant und auch wohlhabend, kurzum, eine gute Partie. Aber er ist nur knapp 1,40 Meter groß und diese Eigenschaft fällt natürlich überall sofort auf. Diane ist gern mit Alexandre zusammen, der immer tolle Ideen hat, aber die Blicke der Umstehenden sind ihr peinlich. Hat diese junge, aufregende Beziehung also doch keine Zukunft?
Die ungewöhnliche Idee und die tollen Schauspieler sorgen für den besonderen Reiz dieser romantischen Komödie aus Frankreich. Die ernsten Töne ihres Themas sind in eine federleichte, frische Inszenierung verpackt, die den Unterhaltungsfaktor in den Vordergrund stellt. Obwohl es darin auch mal Slapstick-Klamauk gibt, kann man dem netten kleinen Film nicht vorwerfen, billig oder belanglos zu sein.
Bianka Piringer
Bildquelle(n): Paramount, Prokino, Zorro Film, Concorde