Zum ersten Mal öffnete eine Comic Convention in Stuttgart nun ihre Tore: die Comic Con Germany. Der Ort, an dem der Panini-Verlag seinen Sitz hat und der Cross Cult-Verlag auch nur einen Katzensprung entfernt ist. Auf über 30.000 m² versammelten sich Aussteller, Händler, Comic-Autoren und -Zeichner sowie Stars, Fans und Cosplayer. Dabei füllten sich die Hallen der Messe Stuttgart schon recht früh sehr schnell. Es war der Start zweier bunter Tage mit Panels, Comics, Games und Unmengen Merchandise.
Rein ins Getümmel!
Endlich am Ort der Begegnung angekommen, musste ich mich erst einmal orientieren. Das ging auf dem riesigen Messegelände am Anfang etwas schleppend voran, doch wer sich erst einmal per Karte des Convention-Begleitheftes eingefuchst hat, konnte sich nach Lust und Laune bewegen. Schon im Foyer begrüßte eine Treppe hinab im Atrium die erste Bühne die Besucher, auf der ein kurzes und feines Outcast-Screening stattfand. Das macht natürlich Hunger auf mehr und man kann gespannt sein. Denn The Walking Dead-Autor Robert Kirkman verspricht mit seinem zweiten ins TV transportierte Comicabenteuer eines Exorzisten wieder einmal düstere Stimmung.
Weiter ging es also mit Panels, wenn man sich nicht gleich ins Getümmel der Ausstellungshalle samt Comic-, Cosplay- und Händler-Zone stürzen wollte. Dort konnte man unter anderem alles über Merchandise, Kleidung, Spiele und eben Comics finden. Zahlreiche Verkaufstände boten allerhand Waren für den nerdigen Geschmack feil. Viele Aussteller zeigten ihre Sammlungen. Darunter eine große Lego-Ausstellung, die meinen Kindheitstraum aufflammen ließ. Zahlreiche Bausätze wurden hier dargeboten. Aber vor allem die Custom-Legolandschaften waren faszinierend. Neben diesen Miniaturwelten kann man getrost auch das 50.000 Ork-Projekt stellen. Ein episches Schlachtenszenario aus dem Warhammer-Universum. Alle Figuren handbemalt, natürlich.
Von Cosplayern, Filmstars und Händlern
Doch eine Convention wäre keine Convention, wenn es nicht auch die unzähligen Cosplayer gäbe. Gefühlt jede dritte Vertreterin dieser Art mimte die momentan sehr im Trend liegende Figur Harley Quinn, samt Baseballschläger oder überdimensioniertem Holzhammer. Bei den männlichen Cosplayern waren die Figurenhighlights dieses Jahr (einmal wieder) Spiderman und schließlich Deadpool – oft mit Bauchansatz. Daneben gab es selbstverständlich die richtig ausgefallenen Crafts, die auch am Abend des ersten Comic Con Germany-Tages mit einem Cosplay-Wettbewerb honoriert wurden. Als ein weiteres Highlight kann hier auch der Panel-Auftritt von Jessica Nigri gelten, die ihren zahlreichen Fans auf charmante Art und Weise Rede und Antwort stand.
Die Panels waren im Allgemeinen recht unterhaltsam. Hervorheben muss ich da eindeutig die zwei Klingonen-Ikonen J.G. Hertzler und Robert O’Reilly, welche sehr unterhaltsame Showeinlagen präsentierten. Ein weiterer Star Trek-Darsteller ging sogar auf Tuchfühlung mit den Fans: Robert Picardo ließ sich ab und zu auf der Bühne gern von Fans drücken. Schließlich gab auch Adrian Paul, bekannt aus der Serie Highlander, Schwertkampfunterricht und Karen Fukuhara (Suicide Squad) und Kelly Hu (X-Men) berichteten beispielsweise von ihrem Weg in das Film-Business.
Wer genug Unterhaltung durch Aussteller und Panels genossen hatte, konnte sich dem popkulturellen Kommerz hingeben. Zahlreiche Händler boten alles, was das Sammlerherz begehrt. Natürlich gab es Comics. Aber die Comic Con Germany war vollgepackt mit Merchandise-Artikeln, die vielen Besuchern das Herz höher schlagen und die Einkaufstüten im Takt des Schrittes durch die Hallen schwingen ließ. Figuren, T-Shirts, Cosplay-Bedarf, Games, Poster und noch viel mehr trugen die Besucher aus den Hallen heraus gen Heimat, um beispielsweise ihre Regale neu zu bestücken.
Mein Wunsch für die nächste Comic Con Germany: noch mehr Comic!
Der Veranstalter FEDCON GmbH blickt auf jahrelange Erfahrung in dem Bereich der Conventions zurück. Die namensgebende FedCon wurde 1992 von einem Kreis von Star Trek-Fans veranstaltet und wuchs Jahr für Jahr kontinuierlich. In den 2000ern kam schließlich dank des Herr der Ringe-Hypes die RingCon hinzu. Schließlich erweiterte der Veranstalter dieses Jahr sein Portfolio auf das Genre der Comics. Mit seiner Expertise der Organisation der riesigen Convention konnte er auf alle Fälle punkten. Allein die Größe der Ausstellungsflächen war enorm. Mit vier Bühnen konnte man sich auch den ganzen Tag an den unterschiedlichsten Panels satt sehen.
Leider entstand bei mir der Eindruck, dass zu sehr auf TV- und Filmstars gesetzt wurde, deren Berührungspunkte höchstens in der Verfilmung eben jenes namensgebenden Mediums, dem Comic, bestehen. Mir persönlich haben große oder vergleichbare Namen wie zum Beispiel Robert Kirkman, Neil Gaiman oder Stan Lee gefehlt. Man muss aber auch nicht gleich einen Flieger aus dem Ausland nach Stuttgart schicken, um bekannten Comic-Künstlern eine Bühne auf einem der größeren Panels zu bieten. Ein Ingo Römling hätte meines Gefühls nach auch ruhig auf einer Bühne von sich und seinem Werk erzählen können, anstatt, von einer Menschentraube umringt, nur ein eingeschränktes Forum zu bedienen. Wurden deutsche Comicgrößen wie beispielsweise Walter Moers oder Ralf König überhaupt in Betracht gezogen?
Für das nächste Mal wünsche ich mir mehr Comic- und weniger Filmstars auf einer Comic Convention. Auch wenn das für Viele vielleicht Meckern auf höherem Niveau ist. Denn schließlich tummelten sich Dutzende Künstler aus Comic, Cartoon und Manga im eigens eingerichteten Bereich für Comiczeichner. Dennoch empfand ich, dass die Convention ihren Fokus weg vom Comic, hin zum popkulturellen Allerlei setzte. Trotzdem werde ich nächstes Jahr mit Sicherheit wiederkommen.
Marc Zehmke
Bildquelle(n): AGM-Magazin, Daniel Dornhöfer, Comic Con Germany GmbH