Das Angebot ist in dieser Woche wieder bunt gemischt. Nicht nur für Kinder reizvoll dürfte der ungewöhnliche Film „Die Winzlinge – Operation Zuckerdose“ sein, in dem ein animierter Marienkäfer in einer realen Naturkulisse aufregende Abenteuer erlebt. Ebenfalls zwischen Fantasie und Wirklichkeit spielt sich der poetische, so entspannte wie anregende „Cemetery of Splendour“ des Thailänders Apichatpong Weerasethakul ab. 40 Jahre nach dem Start des ersten „Rocky“-Films gibt es nun ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Boxer in „Creed – Rocky’s Legacy“. Ebenfalls auf den Spuren einer anderen Ära wandelt das dokumentarische Janis-Joplin-Porträt „Janis: Little Girl Blue“. Und auch die Verfilmung des Martin-Suter-Romans „Die dunkle Seite des Mondes“ bekennt sich mit der Anspielung auf das Pink-Floyd-Album und dem Pilzkonsum des Hauptcharakters zum psychedelischen Erbe der Flower-Power-Zeit.
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Creed – Rocky’s Legacy (Ryan Coogler)
Verleih: Warner Bros.
Der ehemalige Boxweltmeister Rocky Balboa (Sylvester Stallone) lebt in Philadelphia, wo ihn jeder kennt und verehrt. Er führt das nach seiner verstorbenen Frau Adrian benannte Restaurant und denkt nicht im Traum daran, je wieder eine Trainingshalle zu betreten. Aber das wird er natürlich trotzdem tun, denn ausgerechnet der Sohn seines Gegners im Ring und späteren Freundes Apollo Creed bittet ihn, sein Trainer zu werden. Adonis Johnson (Michael B. Jordan) sehnt sich auch nach einem Vaterersatz, denn er hat Creed nie kennengelernt. Es wird auch geboxt in diesem gelungenen Drama, aber im Vordergrund steht die Beziehung der beiden ungleichen Männer. Stallone, der den Film auch produzierte, spielt den gealterten Rocky mit seiner bedächtigen, etwas schwerfälligen Sprache sehr glaubwürdig und bewegend. Adonis bringt Leichtigkeit und sogar etwas Humor in diese spannende Beziehung, die auch die Absicht verfolgt, Rocky wieder mehr ins Leben zurückzuholen. Das Duo, das so authentisch und auf Augenhöhe agiert, sowie die vielen nostalgischen Anspielungen auf die „Rocky“-Filme – zum Beispiel die berühmte Treppe in der Stadt – , heben den Film ziemlich weit über den Durchschnitt hinaus.
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Janis: Little Girl Blue (Amy Berg)
Arsenal Filmverleih
Die große Janis Joplin starb 1970 im Alter von 27 Jahren, noch bevor ihr erfolgreichstes Album „Pearl“ mit dem Lied „Me and Bobby McGee“ herauskam. Amy Bergs Dokumentarfilm listet nicht nur die Stationen dieses kurzen Künstlerlebens auf, sondern geht zurück bis in Janis Joplins Kindheit. Die Texanerin wurde von Mitschülern und später auch von Mitstudenten gemobbt und seelisch tief verletzt. Als Blues- und Rocksängerin in San Francisco fand sie die adäquate Ausdrucksform für ihre Gefühlsintensität. Nachfolgende Generationen vergessen leicht, wie viel Mut es damals erforderte, sich als Frau in der Männerdomäne Pop und Rock zu behaupten. Auch davon ist in diesem auf Aussagen von Weggefährten und auf Archivmaterial basierenden Film die Rede. Überraschenderweise aber wird mit der Vorstellung gebrochen, dass Janis Joplin ein unglücklicher Mensch gewesen sei. Ihr Heroin- und Alkoholmissbrauch basierte offenbar eher auf dem Wunsch, sich zum Spaß zu berauschen – auch damit war die Sängerin ein Kind ihrer Zeit. Mit seinen Archivaufnahmen, etwa vom Monterey Pop Festival 1967, lässt der Film jedoch eher die Epoche an sich wieder aufleben, als sich der Person Janis Joplin wirklich zufriedenstellend nähern zu können. Und so durchzieht den Film auch der Blues, weil es schlicht und ergreifend nicht genügend erhellendes Material über diese Musikikone aus einer Zeit ohne permanente Medienpräsenz zu geben scheint.
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Die dunkle Seite des Mondes (Stephan Rick)
Alamode Filmverleih
Der Frankfurter Wirtschaftsanwalt Urs Blank (Moritz Bleibtreu) ist gerade deswegen so erfolgreich, weil er den Killerinstinkt besitzt. Leider aber kann er diesen plötzlich nicht mehr kontrollieren, nachdem er mit seiner neuen Freundin halluzinogene Pilze konsumiert hat. Er wird im Affekt zum echten Killer und sucht in ausgedehnten Streifzügen durch die Wälder verzweifelt nach dem Pilz, der seinen Verstand wieder ins Lot bringen soll. Der düstere Psychothriller kreist eigentlich um einen Antihelden, der sich allzu spät bemüht, es besser zu machen. Aber das wirkt sich auf die Spannung gar nicht unvorteilhaft aus. Das Spiel mit Gegensätzen und Analogien – die kalte Frankfurter Geschäftswelt und die an die Stadt grenzende Wildnis des Waldes, durch den ein Wolf streift – ist ebenso reizvoll wie Bleibtreus Performance als Pendler zwischen den beiden Welten. Urs Blanks Selbsterkenntnis ist eher niederschmetternd, während sein von Jürgen Prochnow gespielter Geschäftspartner einen Psychopathen ganz anderer Art, nämlich einen kühl kontrollierten, gibt. Wie schon Martin Suters Roman entfaltet auch der ein wenig geglättete, aber dennoch aufregende Film einen starken emotionalen Sog, so dass sich dieses Kinoerlebnis länger im Gedächtnis festkrallt.
Bianka Piringer
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Wir verlosen:
3 Mond-Fanpakete bestehend aus dem Buch „Die dunkle Seite des Mondes“ von Martin Suter (Diogenes Verlag) und dem Filmposter. Schickt uns eine Mail mit euren Lieblingsfilm 2016 an: verlosung (at) agm-magazin.de. Einsendeschluss ist der 21. Januar 2016. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
Bildnachweis: Capelight, Warner, Alamode, Getty Images, Arsenal