Ab dem 23. Juni flimmert ein solider Actionthriller über Deutschlands Kinoleinwände: Bastille Day verspricht kluge Charaktere und spannende Winkelzüge in der Story.
Bastille Day: eine terroristische Verschwörung?
Der französische Nationalfeiertag (14. Juli) steht kurz bevor, der an die Erstürmung der Bastille zu Beginn der Französischen Revolution erinnern soll – auf Englisch: Bastille Day. In Paris geht des Nachtens eine Bombe hoch und reißt vier Menschen mit in den Tod. Doch sie explodiert nicht an ihrem vorgesehenen Ort. Taschendieb Michael Mason (Richard Madden) entwendete eine Tasche auf seinem allnächtlichen Raubzug durch Paris von einer aufgelösten Frau mit Perücke und deponierte sie, nachdem er Wertgegenstände plünderte, in einem Abfalleimer. In ihr befand sich jene Bombe. Nunmehr wird er verdächtigt, einer terroristischen Organisation anzugehören und wird sowohl von der französischen Polizei, der CIA und den eigentlichen Terroristen verfolgt. Der CIA-Agent Sean Briar (Idris Elba) wird auf Mason angesetzt, überzeugt sich von seiner Unschuld und verfolgt gemeinsam mit ihm die Spuren zurück zu den eigentlichen Attentätern, die bis in die Ränge des französischen Staatsapparates reichen.
Zwei Counterparts arbeiten zusammen
Bastille Day beginnt mit einem Appetizer: sehr viel nackte Haut marschiert die große Treppe des Sacré-Cœur auf dem Montmartre hinab. Dies dient jedoch nur der Ablenkung nahestehender Passanten, um Michael Mason die Bahn frei zu machen und dem Kinozuschauer nicht nur Brüste, sondern auch Taschendieb-Tricks zu zeigen. Geschickt choreographiert, zieht Richard Madden in seiner Rolle als Lebemann und Langfinger den Leuten nicht nur Geldbeutel aus den Taschen und Uhren von den Armen. Seine Figur wird als cooler Taschendieb-Schönling eingeführt, der jedoch alsbald in einen verhängnisvollen Strudel der Gewalt gesogen wird und nicht einfach, wie bisher gewohnt, weglaufen kann.
Idris Elba mimt den bitterernsten, abgehärteten CIA-Agenten Sean Briar, der bei seinen Vorgesetzten wegen seiner kompromisslosen Eigeninitiative nicht gerade beliebt ist. Durch seine Härte und Zielstrebigkeit kommt er dem jungen Taschendieb schnell auf die Schliche und geht mit ihm schließlich auf die Spurensuche, die beide auf eine Achterbahnfahrt gegen die Zeit schickt. Denn nicht nur das ungleiche Paar Mason und Briar suchen die Frau, die jene Bombe legen sollte, sondern auch ihre zwielichtigen Auftraggeber. So entfaltet sich eine recht spannende und vor allem rasante Action in Bastille Day.
Handgemachte Action – mal mehr, mal weniger realistisch
Stetig prallen die zwei Parteien aufeinander. In diesen Sequenzen kommen stets gut choreographierte Kampf- und Actioneinlagen zum Tragen. Angefangen wird mit einer Verfolgungsjagd auf den rutschigen Dächern von Paris, die gewollt unsauber abläuft: Wer glaubt denn wirklich, dass ein Sprint über mehrere Giebel ohne Stolpern durchzuhalten wäre, wie es sonst Actionthriller vorgaukeln? Schließlich kommt es auch zuweilen zu einer kleinen Massenschlägerei in einem Van, die durch unmögliche Fahrsituationen ganz schön ins Schleudern gerät, aber dann doch unglaubwürdig positiv für die beteiligten Helden ausgeht.
James Watkins kann seinem eher düsteren Regie-Portfolio (Eden Lake [2008], Die Frau in Schwarz [2012]) mit Bastille Day nun auch den ersten soliden Actionstreifen hinzufügen. Durchaus gelungen inszeniert der Regisseur hier einen oft durchaus zu Recht als rasant bezeichneten Actionthriller. Die in der Allgemeinheit handwerklich gut gemachten Choreografien machen Spaß – vor allem, wenn es um Taschendiebstahl geht. Ein Film, den man sich durchaus im Kino ansehen kann. Ab diesem Donnerstag (23. Juni 2016) könnt ihr euch davon im Lichtspieltheater eures Vertrauens überzeugen.
Marc Zehmke
Bildquelle(n): Studiocanal