Oft sind die Spielfilme nur so kurze Zeit in den Kinos, dass man sie dort beim besten Willen nicht sichten kann. Wer „Black Mass“ und „Life“ im Herbst 2015 verpasst hat, kann jetzt daheim seine Bildungslücke schließen. Für die Freunde des Horrorfilms, die im Kino normalerweise nicht die größte Auswahl haben, gibt es seit April „Das Baumhaus“.
Black Mass
Regie: Scott Cooper, Label: Warner
In den 1970er und 1980er Jahren treibt der Gangster James „Whitey“ Bulger in South Boston sein Unwesen. Ohne Angst vor der Polizei liquidiert er seine Kontrahenten, denn FBI-Agent John Connolly hält seine schützende Hand über ihn. Diese unselige Beziehung, die anfangs dem gemeinsamen Feind, der italienischen Mafia gilt, verhilft Bulger zu einem beachtlichen kriminellen Aufstieg.
Johnny Depp gibt eine eindringliche, ungewöhnlich ernste Vorstellung als unberechenbarer Gangster. Joel Edgerton spielt den FBI-Mann Connolly, der Bulger mehr oder weniger offen bewundert und sich von ihm aufgewertet fühlt. Ein krudes Stück amerikanischer Zeitgeschichte bietet dieser harte Krimistoff, mit Typen, denen man nicht begegnen möchte und die niemand aufhält, wenn sie auf der Straße jemanden massakrieren.
Life
Regie: Anton Corbijn, Label: Universum
Sieben Monate vor James Deans Unfalltod erschien 1955 im Magazin „Life“ eine Fotoserie mit dem neuen Stern am Himmel Hollywoods. Der melancholisch dreinblickende Rebell, Vorbote einer neuen, jugendbewegten Ära, war gerade in den Kinos in „Jenseits von Eden“ zu sehen und schickte sich an, „… denn sie wissen nicht, was sie tun“, zu drehen. Der Fotograf Dennis Stock hatte Dean, der sich damals noch größere Berühmtheit wünschte, zu den privaten Fotos überreden können, mit denen er seine eigene Karriere in Schwung brachte.
Der verhaltene, tastende Spielfilm kreist um die Beziehung dieser beiden Männer, die im Establishment noch nicht Fuß gefasst haben und auf der Suche nach etwas Größerem, nach dem echten Leben und nach wahrer Kunst sind. Robert Pattinson spielt den Fotografen mit dem hungrigen, lauernden Blick eines Entdeckers. Dane DeHaan beherrscht die Gesten gelangweilter Coolness, die James Dean so gut zu Gesicht standen, allerdings fehlt ihm bedauerlicherweise der Sex-Appeal des Originals. Über James Dean wird an sich enttäuschend wenig verraten, außer dass er früh seine Mutter verlor und sich manchmal zurück nach Hause ins ländliche Indiana sehnte, wo er jedoch als Schauspieler mit Broadway-Erfahrung nicht mehr richtig hingehörte.
Das Baumhaus
Regie: Michael Bartlett, Label: Tiberius
Eigentlich sollten die Brüder Killian und Crawford zu Hause hinter verschlossenen Türen sitzen. Denn gerade sind wieder zwei Kinder aus der Gegend spurlos verschwunden und die Polizei hat eine Ausgangssperre verhängt. Aber die Teenager fahren trotzdem hinaus in den Wald, wo sie mit Freunden verabredet sind, die dann nicht aufkreuzen. Sie klettern zu einem Baumhaus in luftiger Höhe und entdecken darin die verletzte und völlig verängstigte Elizabeth: Die Jugendliche stammelt, dass ihr kleiner Bruder verschleppt wurde. Crawford will zurück in die Stadt, um Hilfe zu holen, während Killian bei Elizabeth bleibt. Bald bekommen die beiden Besuch.
Jugendliche wollen in der langweiligen Provinz ein wenig Spaß haben, aber sie ahnen ja nicht, wie viel Böses sie in ihren unergründlichen Weiten beherbergt! Genreliebhaber hingegen warten in solch einer Umgebung förmlich auf den Auftritt irrer Hinterwäldler. Allerdings deuten die animalischen Geräusche eher darauf hin, dass eine Art Monster auf den Baum zu Killian und Elizabeth hochklettert. Wie auch immer, die Geschichte, die hier erzählt wird, ist weder innovativ, noch verfügt sie über interessante Charaktere. Dafür aber gibt sie unvermittelt den Blick frei auf schaurig positionierte oder deformierte Leichen. Immerhin dürfen Killian und Elizabeth ihr Baumhaus verlassen und um ihr Leben rennen, damit es für eine abendfüllende, wenn auch durchschnittliche Unterhaltung reicht.
Bianka Piringer
Bildrechte: Tiberius Film, Warner, Universum