Beyond the Boundary – oder Kyokai no Kanata – reiht sich in die lange Liste der Highschool-Comedy-Romance ein, bietet jedoch einen entscheidenden und erfrischenden Twist. Wir sagen nur so viel: Eine Liebesgeschichte, die darauf basiert, dass einer den anderen umbringen will, war noch nie so niedlich.
Ich steh auf süße Mädchen mit Brille
Auf den ersten Blick ist Protagonist Akihito Kanbara ein ganz normaler junger Mann. Er geht seinem Schulalltag nach und steht still und heimlich auf süße Brillenträgerinnen. Als er sieht, wie die zierliche Mirai sich vom Dach der Schule stürzen möchte, eilt er zur Rettung seiner Mitschülerin – nur um wenige Augenblicke später ein blutrotes Schwert durch sein Herz gerammt zu bekommen. Dank dieser herrlich schrägen Ausgangssituation blieben wir in den ersten Minuten von Beyond the Boundary recht ratlos zurück, doch zum Glück klären sich in den ersten vier Episoden, welche auf Vol. 1 enthalten sind, einige dieser Fragen und offenbaren ein herrlich erfrischendes und unverbrauchtes Setting. Mirai ist nämlich keine normale Schülerin, sondern eine Geisterjägerin, welche aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten (Blut zu Waffen zu transformieren) von anderen Geisterjäger-Clans verachtet wird. Und auch Akihito ist nicht so normal, wie es zu Beginn scheint: Zur Hälfte ist er ein sogenannter Yomu, eine tödliche Kreatur und der Todfeind der Geisterjäger. Da in seinen Venen jedoch auch menschliches Blut fließt, ist Akihito unsterblich und somit auch der perfekte Trainingspartner für die im Kampf absolut unerfahrene Mirai.
Beyond the Boundary – Nahezu perfekter Release
Es kommt, wie es kommen muss und so wird aus der ungewollten Begegnung der beiden langsam aber sicher eine Romanze, doch auch der Humor und die Action kommen nicht zu kurz. Da es natürlich im Laufe der Handlung auch zur Begegnung mit anderen Yomus kommt, gibt es zahlreiche Kampfszenen, welche vor allem auf der BluRay-Fassung mit fetten Effekten, flüssigen Animationen und knalligen Farben begeistern. Kein Wunder – steckt doch Kyoto Animation hinter dem Anime, welche unserer Meinung nach bereits mit Love, Chunibyo & Other Delusions! jüngst ein optisches Referenzwerk geschaffen haben. Der Ton liegt im typischen DTS HD MA 2.0 vor, bedeutet im Klartext: der Subwoofer bleibt aus. Soundtrack, Soundkulisse und Synchronisation sind dafür kristallklar und können sich hören lassen. Mit einer Ausnahme, denn ausgerechnet Mirai, die im japanischen mit einer ultrapiepsigen, zuckersüßen Stimme zwar ihr Aussehen unterstreicht, aber im krassen Kontrast zu ihrer eher derben Persönlichkeit steht, wird hier von der 41-jährigen Saskia Bellahn gesprochen. Frau Bellahn ist definitiv keine schlechte Sprecherin, ein Blick in die Synchronkartei zeigt eine professionelle und abwechslungsreiche Karriere auf. Im Falle von Mirai ist ihre Stimme allerdings einfach viel zu dunkel, was viel vom einzigartigen Charme der Serie zumindest in der deutschen Synchronisation kaputt macht.
Trotz dieses kleinen Patzers können wir Beyond the Boundary Vol. 1 jedoch bedenkenlos empfehlen. Die Mischung aus Romance, Comedy und Action passt perfekt und ist bis ins kleinste Detail hervorragend ausgearbeitet. Dass Akihito als Yomu-Halbblut auch eine tödliche Gefahr in sich birgt, zeigt sich in der 4. Episode, welche das erste Vol. mit einem tollen Twist, der Lust auf mehr macht, enden lässt. Als Bonus ist außerdem die Kurz-Episode „Kyoukai no Kanata: Idol Saiban! Mayoi Nagara mo Kimi wo Sabaku Tami“ auf Japanisch mit dt. Untertiteln enthalten.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): Nagomu Torii / Kyoto Animation / ProjectBB