Frühlingsgefühle oder doch nur Frühjahrsmüdigkeit? Das Kinoprogramm dieser Woche tendiert zur zweiten jahreszeitlichen Variante. Eine löbliche Ausnahme stellt der schöne Dokumentarfilm „Ein letzter Tango“ über ein berühmtes argentinisches Tanzpaar dar, das 50 Jahre lang zusammen performte und privat durch alle Höhen und Tiefen ging. Die Spielfilme „Freeheld – Jede Liebe ist gleich“, „How to Be Single“ und „The Huntsman & The Ice Queen“ sind hingegen eher Mittelmaß, das einen nicht wirklich vom Hocker reißt.
Freeheld – Jede Liebe ist gleich
Regie: Peter Sollett, Verleih: Universum
Eine Polizistin (Julianne Moore) und eine junge Kfz-Mechanikerin (Ellen Page) verlieben sich und ziehen zusammen. Das ist im ländlichen New Jersey auch zu Anfang des 21. Jahrhunderts noch ungewöhnlich. Als die Polizistin unheilbar an Lungenkrebs erkrankt, möchte sie, dass ihre Pensionsansprüche nach ihrem Tod auf die Lebensgefährtin übertragen werden. Aber die Kommunalpolitiker stellen sich quer, weil nur Ehepartner in den Genuss dieser Rente kommen sollen. Das Paar lässt jedoch nicht locker und übernimmt eine Vorreiterrolle im Kampf für die gleichgeschlechtliche Ehe, die erst zehn Jahre später vom Obersten Gerichtshof landesweit legalisiert wird.
Das Drama basiert natürlich auf einem wahren Fall – im Abspann sind auch die echten Protagonisten zu sehen. Die namhaften Hauptdarstellerinnen sowie Michael Shannon in einer interessanten Nebenrolle machen ihre Sache gut. Es wird auch durchaus spannend geschildert, wie reserviert sich die örtliche Bevölkerung, einschließlich der Polizeikollegen, in diesem Konflikt verhält. Aber dem kreuzbraven Film fehlt das gewisse Etwas, er rennt praktisch nur offene Türen ein.
How to Be Single
Regie: Christian Ditter, Verleih: Warner
New York, seit „Sex and the City“ die Welthauptstadt der Singles, zieht auch die junge Alice (Dakota Johnson) magisch an. Sie will endlich wissen, wie es ist, allein zu leben, statt immer nur mit Josh, ihrem Freund seit Collegezeiten. Ihre Schwester Meg (Leslie Mann), die fidele Kollegin Robin (Rebel Wilson) und ein ansehnlicher Barmann sind glückliche Singles oder halten sich dafür. Alice hat nicht ganz so viel Spaß am Nachtleben wie Robin, sondern möchte schon bald wieder zurück zu Josh, aber der ist inzwischen vergeben.
Der deutsche Regisseur Christian Ditter gewinnt der Frage, ob der Status Single ein fröhlicher oder ein trauriger ist, tatsächlich noch einige neue Facetten ab. Dass es gleich um mehrere Alleinstehende und ihre Beziehungserfahrungen geht, sorgt für vergnügliche Abwechslung. Schön ist auch, dass die gut gelaunte Komödie nicht so völlig vorhersehbar verläuft wie im Genre üblich. So verdient sie sich auf jeden Fall das Prädikat „nette Unterhaltung“, mehr aber auch nicht, denn weder die Romantik, noch der Humor erreichen prickelnde Höhen.
The Huntsman & The Ice Queen
Regie: Cedric Nicolas-Troyan, Verleih: Universal
Bei „Snow White and the Huntsman“ aus dem Jahr 2012 hat es funktioniert: ein Märchen der Gebrüder Grimm einmal nicht als Drama einer hinfallenden Prinzessin zu erzählen, die auf den rettenden Kuss des Prinzen wartet. Aus Schneewittchen wurde die kriegerische Snow White in einem mittelalterlich düsteren Szenario, und das Märchen sah auf einmal weder putzig, noch harmlos überdreht, sondern nach ernster Action aus. Der tapfere Jäger oder Huntsman, gespielt von Chris Hemsworth, schlägt sich in seinem zweiten martialischen Abenteuer ohne Snow White durch, die jetzt Pause hat. Emily Blunt spielt seine Widersacherin, die böse Eiskönigin Freya, aber gegen Charlize Theron in der Rolle ihrer dämonischen Schwester Ravenna kann sie darstellerisch keinen Blumentopf gewinnen.
Es geht um die Herkunft des Huntsman, die Frau seines Lebens, die Suche nach dem magischen Spiegel Ravennas, Kobolde und die Frage, ob die Liebe nicht doch über die Gefühlskälte im Reich der Eiskönigin siegen kann. Wegen seines Sammelsuriums an Figuren und Ideen fehlt es dem Film jedoch an natürlicher Eleganz und Stringenz. Er versucht den Mangel an emotionaler Atmosphäre mit visuellen Reizen und gelegentlichem Schwulst auszugleichen.
Bianka Piringer
Bildrechte: Universum, Warner, Universal,