Die besten Geschichten schreibt das Leben: Dieser Spruch bewahrheitet sich auch im Kino mit schöner Regelmäßigkeit, denn mit den verrückteren Seiten der Wirklichkeit können die Vorstellungskraft der Produzenten und ihr Mut zur Originalität nicht konkurrieren. Eddie Edwards beschloss mit über 20 Jahren, das Skispringen zu lernen und zwei Jahre später bei den Olympischen Winterspielen in Calgary anzutreten. Niemand würde diese Story glauben, wäre sie nicht wahr. Und nun kommt sie in einer wunderbaren Verfilmung mit dem Titel „Eddie the Eagle“ ins Kino. „Familie zu vermieten“ gehört in die Kategorie französischer Komödien, die eine nette Idee unbekümmert ausmalen und von Vollblutschauspielern mit Authentizität bestücken lassen. Mit dem Besuch eines solchen Films kann man dann auch nicht viel falsch machen. Schwieriger liegt der Fall beim Thriller „Criminal Activities“, der seine Möglichkeiten nicht optimal ausschöpft.
Eddie the Eagle
Regie: Dexter Fletcher, Verleih: Twentieth Century Fox
Michael „Eddie“ Edwards (Taron Egerton) hat schon als Kind davon geträumt, einmal an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Als Skifahrer klappt es dann nicht, aber das Urteil eines Funktionärs, aus ihm, dem etwas ungeschickten jungen Mann, werde nie ein Spitzensportler, nimmt sich Eddie nicht zu Herzen. Im Gegenteil, er fährt einfach auf eigene Faust nach Garmisch, um Skispringen zu trainieren, ohne Geld, Ausrüstung oder Trainer. Den findet er allerdings vor Ort in dem Ex-Skispringer Bronson Peary (Hugh Jackman), der jetzt an der Flasche hängt und vergeblich versucht, dem verrückten Kerl aus England den Traum von Olympia 1988 in Calgary wieder auszureden.
Der Spielfilm holt aus der größtenteils wahren Vorlage – die Person des Trainers ist allerdings fiktiv – mit einer gelungenen Kombination aus Spannung und Witz das Optimum heraus. Der wahre Eddie erhielt seinen Spitznamen „The Eagle“ tatsächlich in Calgary und stahl dort mit seinen Sprüngen den Spitzenathleten die Show. Auch davon erzählt dieser Film, der von Anfang bis Ende eine runde Sache ist.
Familie zu vermieten
Regie: Jean-Pierre Améris, Verleih: Studiocanal
Der superreiche Ex-Unternehmer Paul-André (Benoît Poelvoorde) würde schon ganz gerne eine Familie haben, aber woher soll er denn wissen, ob er dem Lärm, der Unordnung und dem Dreck, den diese verursacht, gewachsen wäre? Also will er das Familienleben eine Weile unverbindlich ausprobieren und schließt einen Vertrag mit der Arbeitslosen und alleinerziehenden Mutter Violette (Virginie Efira): Er bezahlt sie dafür, dass er in ihre Bruchbude einziehen und mit den zwei Kindern am Küchentisch sitzen darf. Violette staunt nicht schlecht, dass er nicht einmal Sex will. Das ungewohnte Milieu macht Paul-André dann doch mehr zu schaffen, als er dachte, aber für einen geordneten Rückzug ist es zu spät: Er verliebt sich in Violette und das Chaos nimmt seinen Lauf.
Es spielt eigentlich keine Rolle, wie abwegig die Geschichte klingt, denn die Regie und vor allem auch die Schauspieler sind viel zu gut, um sie ins Lächerliche abgleiten zu lassen. Für einen unbeschwerten Film-Abend reicht das aus.
Criminal Activities
Regie: Jackie Earle Haley, Verleih: Tiberius Film-Abend
Es war sicher nicht die beste Idee ihres Lebens, mit einem Insidertipp an der Börse das große Geld machen zu wollen. Denn nun sitzen die vier ehemaligen Schulfreunde Zach, Noah, Bryce und Warren dem Gangsterboss Eddie (John Travolta) gegenüber und der verlangt wegen des Geldes, das sie ihm schulden, einen kleinen Gefallen: Sie sollen den Bruder eines Drogendealers entführen, der seinerseits Eddies Nichte in seiner Gewalt hat. Die vier Amateurgangster tun, wie ihnen geheißen, müssen aber erkennen, dass sie nun auch den mächtigen kriminellen Onkel des Entführten gegen sich aufgebracht haben.
Das Regiedebüt des amerikanischen Schauspielers Jackie Earle Haley, der auch eine Nebenrolle übernimmt, ist für einen Thriller oft zu dialoglastig. Die Entführer verharren lange in Wartestellung. Aber dann wird die Geschichte noch einmal von hinten aufgerollt, mit vielen Enthüllungen, denn plötzlich ist nichts mehr so, wie es schien. Über weite Strecken wirkt der Film wie eine Stilübung in Coolness, der es nicht recht gelingt, abzuheben.
Bianka Piringer
Bildquellen: 20th Century Fox, Studiocanal, Tiberius Film