Nach zehn Jahren kehrt STAR WARS zurück auf die große Leinwand. Böse Zungen behaupten gar, seit 32 Jahren nichts gesehen zu haben, was dieses Namens würdig ist. Fans, die alles lieben und Fans, die gern alles kritisieren, das Franchise kann enorm polarisieren. Aber wem wird mit den neuen 135 Minuten in die Hände gespielt?
Seit der Schlacht von Endor („Die Rückkehr der Jedi-Ritter“) sind über 30 Jahre vergangen. Aber der Untergang des Imperators hat nicht einfach zu einem problemlosen Frieden geführt. Die neue Republik steckt in den Kinderschuhen und hat es längst mit dem Ableger des Imperiums zu tun. Die Erste Ordnung setzt noch immer auf Sturmtruppen und hat eine Superwaffe in der Hinterhand. Der Widerstand wird wie schon einst von Leia Organa angeführt, die ihren Titel als Prinzessin gegen den als General getauscht hat. Ihre dringendste Aufgabe ist die Suche nach ihrem Bruder Luke Skywalker, der sich vor Jahren nach einer fürchterlichen Tragödie in ein selbstgewähltes Exil begeben hat.
Der Film beginnt mit dem gewohnten gelben Text zu der von John Williams komponierten Titelmelodie. Hier wird der Zuschauer schnell über den neuen Zustand der Galaxis aufgeklärt und das war es schon. Rein geht es ins Abenteuer, bei dem der junge Pilot Poe Dameron grade ein wichtiges Dokument erhält. Und wohin damit, wenn plötzlich die feindlichen Truppen unter dem schwarz tragenden Kylo Ren angreifen? Genau, schnell in einem Droiden verstecken natürlich. Und das ist der größte Trick, denn „Das Erwachen der Macht“ vollbringt – viele sehr bekannte Versatzstücke werden neu genutzt. Für einige wird es sich zu sehr nach einem Aufguss anfühlen, für die anderen gibt es aber genau das, was den ersten „Star Wars“ Film ausmachte. Eine eigentlich recht einfache Story zwischen Gut und Böse, bei der die Charaktere auftrumpfen. Genau das geschieht hier, wenn der kleine runde Droide BB8 nicht weiß, wo er mit den wertvollen Informationen hin soll und andere mit ins Abenteuer zieht.
SYMPATHISCHE NEUE HELDEN – EIN SCHWIERIGER GEGNER
Da ist zunächst Finn. Ein Sturmtruppler, der von der Ersten Ordnung zum Töten erzogen wurde, sich dem aber verweigern will. Also macht er das einzige, was ihm einfällt, dem gegnerischen Piloten aus der Gefangenschaft helfen, um selbst fliehen zu können. BB8 hat derweil in der endlosen Wüste eine neue Freundin gefunden. Rey lebt allein und sammelt Tag für Tag Schrott zusammen, um sich damit spärliche Mahlzeiten zu leisten. Sie kennt die alten Geschichten von früher, hält die Macht und die Jedi wie die meisten aber nur noch für einen Mythos. Bis sie bald mitten drin steckt, als ihr klar wird, wie wichtig der Droide für den Widerstand ist.
Es gibt keinen Grund, diese neuen Helden nicht sofort zu mögen. Ihre Lebensumstände werden schnell klar umrissen und wie schon Luke Skywalker selbst, stehen sie vor dem heimatlosen Nichts. Und die dunkle Seite? Hier werden sich die Geister wohl schnell darüber scheiden, ob Kylo Ren ein verdienter Bösewicht sein kann. Der Werdegang von Anakin Skywalker zu Darth Vader in der Prequel Trilogie ist für viele ein unausgegorener wunder Punkt. Und es scheint, die nun beginnende Sequel Trilogie möchte auch das ein wenig grade rücken und präsentiert einen sehr ungestümen Jüngling, der mit seiner schwarzen Maske noch nicht ganz eins geworden ist.
(FAST) KEINE LENSFLARES UND GENUG ZU LACHEN
Zwei Dinge bereiteten im Vorfeld Bauchschmerzen. Zum einen ist da der Aufkauf von Lucas Film durch Disney. Vor einer weichgespülten Ersten Ordnung muss aber niemand Angst haben, da wird schon gut für Terror und Schrecken gesorgt. Der Humor ist nicht grade knapp gestreut, driftet aber nicht ins Lächerliche und ist für einige sehr dramatische Momente ein willkommener Ausgleich. Han Solo hat noch immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und Situationskomik dank eines Droiden lockert die Action nett auf. Zum anderen ist da aber noch Regisseur J.J. Abrams, der von alten Hasen des „Star Trek“ Fandoms nicht besonders gemocht wird. Die gute Nachricht, ja, ein paar Lensflares haben es in den Film geschafft, aber sie machen sogar Sinn. Und es wird schnell klar, dass Abrams die erste „Star Wars“ Trilogie besser kennt, als das Trek Universum. Die Sets haben Charme und die CGI unterstreicht das eher, als es zu überlagern. Es wird am Ende immer eine Frage des Geschmacks bleiben. Was Fans sich wünschen kann in viele verschiedene Richtungen gehen, aber Abrams hat hier ein besseres Gespür bewiesen, was ankommt und was auf keinen Fall.
Kaum ein anderer Film ist so sehr am Sound zu erkennen, wie „Star Wars“. Ob das Geräusch von aufflammenden und gegeneinander prallenden Lichtschwertern, die Laser Blaster, der Antrieb des Millennium Falcon, Chewbaccas Kommunikation, das Piepsen der Droiden. Es ist alles wieder da. Zusätzlich sind ein paar altbekannte Zitate eingestreut, die ein bisschen das Gefühl von Heimat vermitteln.
Die Geschichte auf der Leinwand ist simpel und nicht überladen mit Erklärungen. Dafür hat Disney genug andere Medien auf den Markt gebracht. Neue offizielle Bücher und Comics, die die Zeit zwischen den Episoden VI und VII beleuchten. Der Film wendet sich aber klar ab von dem Versuch diese Galaxie zu sehr zu politisieren. Das ist eher für Leser gedacht. „Das Erwachen der Macht“ soll unterhalten. Mit Action, Humor, schnell begreifbaren Fronten und für die alten Fans jeder Menge bekannter Gesichter. Für die Fortsetzungen sind alle Wege offen.
Kathrin Rohmann
Bildquelle(n): © Disney