Bunt gemischt präsentiert sich das Programm der neuen Kinowoche. So findet man unter den Kinostarts sowohl einen grimmig-melancholischen Western, als auch ein Drama über die Mühen der Mutterschaft.
Der Western „Feinde – Hostiles“ stellt unangenehme Fragen zum Umgang der weißen Siedler mit den amerikanischen Ureinwohnern im 19. Jahrhundert. Auch das Drama „Tully“ mit Charlize Theron wagt einen unverstellten Blick auf die Realität, nämlich auf den Alltag einer übermüdeten Mutter. Unbeschwerter geht es in der britischen Seniorenkomödie „Tanz ins Leben“ zu. An ein Teeniepublikum wendet sich das Fantasydrama „Letztendlich sind wir dem Universum egal“.
Aus Indien kommt der atmosphärisch dichte Thriller „Ittefaq – Es geschah eines Nachts“. Das italienische Drama „Meine Tochter – Figlia mia“ erzählt über ein Mädchen, das herausfindet, wer seine richtige Mutter ist. Die deutsche Produktion „Zwei im falschen Film“ kreist um eine Beziehung, die nur noch auf Sparflamme läuft. Ebenfalls aus Deutschland kommt die Dramödie „Back for Good“, mit der Mia Spengler ihr Regiedebüt gibt.
Auch die Dokumentarfilme sind einen Blick wert. Zum Beispiel lässt sich in „Guardians of the Earth“ verfolgen, wie das bahnbrechende Abkommen auf der Pariser Klimakonferenz 2015 zustande kam.
Feinde – Hostiles
Regie: Scott Cooper, Verleih: Universum Film
Im Jahr 1892 erhält der Armee-Captain Joseph Blocker (Christian Bale) einen ungewöhnlichen Auftrag. Er soll den Indianerhäuptling Yellow Hawk (Wes Studi) und seine Familie von New Mexico nach Montana eskortieren. Der krebskranke Häuptling möchte dort auf heiligem Indianerland bestattet werden, nachdem er Jahre in der Gefangenschaft der US-Armee verbrachte. Blocker ist ein eingefleischter Indianerhasser, er stand dem Häuptling einst im Kampf gegenüber. Unterwegs gabelt der Treck die Farmersfrau Rosalee (Rosamund Pike) auf, die ihre ganze Familie bei einem Überfall von Komantschen verlor. Können diese Menschen nach allem, was geschah, miteinander Frieden schließen?
Dieser nachdenkliche Western wirft einen geradezu depressiven Blick zurück auf die Gewalt, mit der die Weißen den Ureinwohnern der USA einst das Land wegnahmen. Christian Bale spielt den auf den Schlachtfeldern ermüdeten Helden Blocker mit grimmigem Blick. Dieser geht dann recht nahtlos in friedfertige Reue und Vergebung über. Der bildgewaltige Film mit den imposanten Landschaften meint es zwar durchaus ernst mit dem geschichtlichen Schuldbekenntnis. Dennoch wird er der Realität aus indianischer Perspektive nicht wirklich gerecht.
Tully
Regie: Jason Reitman, Verleih: DCM
Die verheiratete Marlo (Charlize Theron) erwartet ihr drittes Kind. Ihr gut verdienender Bruder möchte ihr gerne ein Kindermädchen bezahlen, das nachts kommen soll, um das Baby zu betreuen. Marlo will ihren Mann nicht vor den Kopf stoßen und es alleine schaffen. Doch der Alltag raubt ihr, als das Baby dann da ist, die letzte Kraft. Um endlich wieder einmal schlafen zu können, ruft sie die Nanny Tully (Mackenzie Davis) an. Die junge Frau erweist sich als wahrer Segen und freundet sich mit Marlo an, die zögerlich Hoffnung schöpft.
Regisseur Jason Reitman und die Drehbuchautorin Diablo Cody („Juno“) räumen gründlich auf mit der Vorstellung vom puren Glück der Mutterschaft. Die dreifache Mutter Marlo kommt vor lauter Müdigkeit gar nicht dazu, die Zeit mit dem neuen Baby zu genießen. Ihr Mann bemerkt ihre Not gar nicht, er arbeitet hart und braucht seinen Schlaf. Wie sich Marlo abplagt und wie nötig sie die Hilfe der Nanny Tully hat, wird sehr eindringlich geschildert. Charlize Theron spielt beeindruckend uneitel. Einzig die merkwürdige inhaltliche Konstruktion, die für Überraschungen sorgt, wirkt gewöhnungsbedürftig.
Tanz ins Leben
Regie: Richard Loncraine, Verleih: Entertainment One Germany
Nach 35 Jahren Ehe entdeckt Sandra Abbott (Imelda Staunton), dass ihr Mann sie betrügt. Völlig schockiert verlässt sie ihn und zieht zu ihrer entfremdeten Schwester Bif (Celia Imrie). Dort vermisst sie den Komfort ihrer schönen Behausung und hat auch am unbekümmerten Lebensstil Bifs einiges auszusetzen. Bif stellt der Schwester Charlie (Timothy Spall) vor, der auf einem Hausboot lebt, und nimmt sie mit zum Tanzkurs. Wird Sandra wieder Freude am Leben entwickeln?
Diese britische Seniorenkomödie kommt beschwingt daher und bietet angenehme Unterhaltung. Imelda Staunton, Celia Imrie und Timothy Spall spielen ihre recht markanten Charaktere wunderbar. Wer „Hampstead Park – Aussicht auf Liebe“ mochte, wird hier ebenfalls auf seine Kosten kommen.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Universum Film (2), DCM, eOne Germany