Marvel vs. Capcom: Infinite ist endlich da! Knapp sechs Jahre nach der Erstveröffentlichung des Vorgängers „Ultimate Marvel vs. Capcom 3“ geht der Crossover-Fighter in die nächste Runde. Große Fußstapfen wurden hinterlassen. Ob der neue Ableger diese füllen und mit der Konkurrenz mithalten kann, finden wir jetzt heraus.
Zurück zu den Wurzeln
Wir erinnern uns zurück an das Frühjahr diesen Jahres. Die Veröffentlichung von „Ultimate Marvel vs. Capcom 3“ für Xbox One, PlayStation 4 und Steam war der erste Schritt in die richtige Richtung. Wir berichteten bereits über Lizenzschwierigkeiten mit Marvel und dem tot geglaubten Prinzen, doch die Rufe wurden erhört. Marvel vs. Capcom: Infinite ist seit wenigen Wochen für die üblichen Plattformen erhältlich und gesellt sich so zu den anderen Schwergewichten wie „Injustice 2“, „Tekken 7“ und „Street Fighter V“, welches aus dem gleichen Hause stammt.
Bei so viel Auswahl braucht man sicher kein weiteres Fighting Game im Regal, oder? Von wegen. In diesem Titel treffen wie gewohnt verschiedene Charaktere beider Universen aufeinander und wer will nicht mit Dante aus „Devil May Cry“ dem Ultron eins auf die Mütze hauen? Doch dieses mal ist einiges anders. Wie im ersten Ableger der Serie besteht euer Team aus zwei Charakteren und euch stehen neue Tools zur Verfügung, um euren Gegner KO zu schlagen, doch dazu später mehr.
Der Feind meines Feindes ist mein Freund
„Marvel vs. Capcom“ ist nicht gerade für seine Breite an Inhalten bekannt und auch „Street Fighter V“ hat diesbezüglich einiges an Kritik abbekommen. Capcom hat deshalb ihrem neuen Fighting Game neben den üblichen Single Player Inhalten einen cinematischen Storymodus spendiert. Und zwar direkt zu Release. In der Geschichte von Marvel vs. Capcom: Infinite dreht sich alles um die Infinity Steine und dem Antagonisten Ultron Sigma. Mithilfe einer der Steine sind Marvel-Bösewicht Ultron und Sigma aus dem „Mega Man X“ Universum zu einem Wesen verschmolzen und wollen nun alles organische Leben mit einem Virus infizieren.
Die Avengers und der Trupp rundum Chris Redfield aus „Resident Evil“ wollen dies verhindern und sich auf die Suche nach den restlichen Infinity Stones machen, doch die Suche gestaltet sich schwierig. Wer könnte da besser helfen als Thanos? Nach einer dramatischen Befreiungsaktion gilt es mit seiner Hilfe die Relikte ausfindig zu machen und Ultron Sigma zu vernichten. Klingt episch, nicht wahr? Trashiger hätte die Geschichte nicht ausfallen können.
Davon abgesehen, dass man innerhalb von drei bis vier Stunden überwiegend Ultron-Dronen oder korrumpierte Krieger von Asgard vermöbeln muss, zeichnen die schlecht gesprochenen Dialoge aus dem Superhelden-Katalog und übertriebene Darstellung die Geschichte aus. Habt ihr auch ein Déjà-vu? „Tekken 7“ hat dies besser hinbekommen. Doch das Herzstück eines Fighting Games liegt nicht in der Geschichte sondern im Kampfsystem. Dieses hat einiges zu bieten.
Für Jedermann was dabei
Das Kampfsystem bleibt der Reihe ohne Zweifel treu. Mithilfe eures Partners könnt ihr endlose Combos aufbauen und euren Gegner massiv unter Druck setzen. Wer viel Erfahrung mitbringt, kann hier aus dem Vollen schöpfen und sich kaum vom Schlachtfeld losreißen. Durch viele kleine Veränderungen zum Vorgänger fühlt sich das Erlebnis frisch an und wird nicht langweilig.
Wem die Reihe bisher zu anspruchsvoll war, hat mit Marvel vs. Capcom: Infinite nun die beste Gelegenheit, sich mit der Reihe vertraut zu machen. Der Rückschritt zum 2v2 System wirkt sich einsteigerfreundlich aus und die Kämpfe sind nicht mehr ganz so rasant wie im dritten Teil. Ihr habt Probleme mit den Combos? Die Auto-Combos sind euch von nun an behilflich. Durch wiederholtes Drücken einer Taste könnt ihr nun eine einfache Launch-Combo problemlos ausführen und so die Motivation zu Beginn hochhalten. Ein oberflächliches Tutorial im Missionsmodus hilft euch dabei eure Fähigkeiten im Laufe der Zeit zu verbessern.
Werdet ihr trotzdem in die Enge getrieben, gehen euch hier die Infinity Steine zur Hand. Nach Auswahl eurer Charaktere könnt ihr euch einen von sechs Steinen schnappen und habt so Zugriff auf eine besondere Fähigkeit. So könnt ihr beispielsweisen einen Kameraden wiederbeleben, einen Gegner in einem Käfig einsperren oder euren Attacken mehr Wirkung verleihen. Dies gibt den Kämpfen den letzten Schliff. Ob dies reicht, um dem Spiel den Sprung in die Welt des E-Sports zu ermöglichen, bleibt abzuwarten. Capcom plant entsprechendes und startet mit dem „Battle of the Stones“ Turnier den ersten Schritt.
Ohne Liebe zum Detail
So schön das Kampfsystem auch sein mag und wir die Ergänzung einer cinematischen Geschichte begrüßen, zieht sich reiner Durchschnitt durch diesen Titel. Die Menüs sind langweilig gestaltet und regen kaum zum Spielen an. Bei KOs hält sich die Framerate nicht immer auf einem konstanten Niveau und auch die Optik kann nicht vollends überzeugen, was sich bei den zu trivial gestalteten Stages zeigt.
Was besonders schmerzt, ist der Character Select Screen. Nicht nur, dass dieser nicht einfacher hätte aufgebaut werden können – es fehlen beliebte Gesichter wie die X-Men, Doctor Doom oder Vergil. Nur 30 Charaktere spielen bei dem Spektakel mit, was eine DLC-Politik andeutet, die bei „Street Fighter V“ ihre Anwendung findet. Bei genauerer Betrachtung des Casts wird deutlich, dass besonders das aktuelle MCU im Vordergrund steht, doch ohne Magneto, Storm und Sentinel ist ein „Marvel. vs. Capcom“ kein „Marvel vs. Capcom“.
Der überaus solide Onlinemodus, der mit den bekannten Funktionalitäten aufläuft, lässt uns aber drei Augen zudrücken. Wenn auch mit ein wenig Wohlwollen. Der Netcode stellt eine konsequente Verbesserung zu seinem Vorgänger dar. Habt ihr einen Gegner mit einer sehr stabilen Verbindung gefunden, ist der Unterschied zu einem lokalen Match kaum zu spüren. Ein ganz großer Pluspunkt des Spiels.
Marvel vs. Capcom: Infinite – Mein Fazit
Marvel vs. Capcom: Infinite ist ein zweischneidiges Schwert. Das neue Kampfsystem bietet genau das, was man sich von einem Fighting Game dieser Klasse verspricht und hält euch besonders bei dem überdurchschnittlichen Online-Multiplayer bei Laune. Viele kosmetische Mangel wie schlecht designte Menüs, Charaktere und Stages oder der nicht so hochwertige Story Modus rücken den Titel in ein schlechtes Licht. Während für Fighting Game Enthusiasten kein Weg an diesem Titel vorbeiführt, ist Marvel vs. Capcom: Infinite für Interessierte einen Blick wert aber kein Muss.
Bilderquelle(n): Capcom
Infobox:
• Titel: Marvel vs. Capcom: Infinite
• Entwickler: Capcom
• Publisher: Capcom
• Release: 19.09.2017
• Platform: Xbox One, PlayStation 4, Steam
• USK: 12
• Genre: Fighting Game
• Sprachausgabe: Englisch
• Multiplayer: Ja