Die Kinostarts der neuen Woche bieten ein breitgefächertes Programm mit mehreren empfehlenswerten Filmen. Es umfasst sowohl den großen Blockbuster in 3D, als auch verschiedene interessante Dokumentarfilme.
Die englische Sagenwelt bekommt in „King Arthur: Legend of the Sword“ einen geradezu modernen Actiontouch und wird von Regisseur Guy Ritchie mit einer pfiffigen Dramaturgie aufgepeppt. Um eine andere Form von Elan, nämlich einen trocken heruntergedimmten, geht es in dem belgisch-französischen Roadmovie „Das Ende ist erst der Anfang“. Ebenfalls aus Belgien kommt das Realismus-Drama „Keeper“ über zwei Fünfzehnjährige, die ein Kind erwarten. Für reifere Semester und Liebhaber anspruchsvoller Arthouse-Filme ist Volker Schlöndorffs „Rückkehr nach Montauk“ zu empfehlen. Mit Stellan Skarsgård und Nina Hoss in den Hauptrollen spürt das intelligente, inspirierte Beziehungsdrama dem Geist des Schriftstellers Max Frisch und seiner Novelle „Montauk“ nach.
Im reich bestückten Dokumentarfilmsektor gibt es nicht nur historische Themen neu zu entdecken. „Berlin Rebel High School“ widmet sich einer ungewöhnlichen Schule in Kreuzberg: Basisdemokratisch verwaltet, bietet sie Schulabbrechern die Chance, das Abitur zu schaffen. In „Denk ich an Deutschland in der Nacht“ porträtiert Romuald Karmakar fünf DJs elektronischer Musik.
King Arthur: Legend of the Sword
Regie: Guy Ritchie, Verleih: Warner Bros.
Arthur (Charlie Hunnam) wuchs als Waisenkind in einem Londoner Freudenhaus auf und hat keine Ahnung, dass er der Sohn des früheren Königs ist. Sein Onkel, Lord Vortigern (Jude Law), hatte seine Eltern getötet und sitzt seither auf dem Thron. Er ist mit dunklen Mächten im Bunde, aber dennoch hat er nicht die Kraft, das magische Schwert Excalibur aus dem Stein zu ziehen. Es gehorcht nur dem zum König bestimmten Arthur, den der Onkel finden und töten lassen will. Als Arthur erfährt, dass er dazu bestimmt ist, in den Kampf gegen die königlichen Truppen zu ziehen, will er dankend ablehnen. Aber so läuft das nicht.
Regisseur Guy Ritchie liebt Krimi- und Agentenkomödien, wie er zum Beispiel mit „Codename U.N.C.L.E.“ bewies. Auch hier, in der Neuinterpretation der altehrwürdigen Artussage, steht die Gewitztheit der Akteure in spannendem Kontrast zur düsteren Grundatmosphäre. Was sie aushecken, wird immer wieder in temporeichen Rückblenden aufgeblättert. Die Kampfszenen geraten zum durchchoreografierten Actionballett, es fehlt in diesem 3D-Film nicht an magischen Geschöpfen und Schlangen, die an die Welt von „Harry Potter“ erinnern. Arthur ist ein typischer englischer Sohn des Volkes, taff, aber ohne Allüren. Dramatische Tiefe bekommt die Geschichte dadurch, dass er gar nicht auf den Thron will. Der Film hat im wesentlichen nur einen Makel: Er ist zu lang und beginnt sich dann zu wiederholen.
Das Ende ist erst der Anfang
Regie: Bouli Lanners, Verleih: NFP
Gilou (Bouli Lanners) und Cochise (Albert Dupontel) kommen in ihrem Job als Kopfgeldjäger allmählich in die Jahre. Routiniert, aber nur scheinbar abgebrüht packen sie auch ihren neuen Auftrag an, ein gestohlenes Handy irgendwo auf dem flachen Land aufzuspüren. Das Handy befindet sich derzeit im Besitz eines merkwürdigen Pärchens, das unter einer Brücke schläft. Doch dann schnappt es sich ein unangenehmer Typ, der zu einer örtlichen Bürgerwehr gehört. Der Auftrag verzögert sich, denn Gilous Herzkrankheit fordert ihren Tribut. Gilou und seinem Partner werden auf einmal andere Fragen wichtig.
Dieses schräge Roadmovie ist eine Westernballade, die in einem öden französischen Landstrich spielt. Es geht um die wirklich wichtigen Dinge im Leben und darum, wie man trotz des Elends und des Schlechten, das in der Welt ist, nicht verzweifelt. Dabei spielen eine Jesusfigur, eine gute Prise Surrealismus und zwei ganz alte Männer, dargestellt von Michael Lonsdale und Max von Sydow, eine wichtige Rolle. Die rätselhafte Krimihandlung bietet nur die Folie für die innere Wandlung der beiden Haudegen Gilou und Cochise. An deren Seite absolvieren auch die Zuschauer einen emotionalen Erkenntnisprozess. Ein sehenswerter Film mit viel Atmosphäre.
Keeper
Regie: Guillaume Senez, Verleih: Film Kino Text
Maxime (Kacey Mottet Klein) und seine Freundin Mélanie (Galatéa Bellugi) sind 15 Jahre alt und noch nicht lange zusammen. Als Mélanie ihm sagt, dass sie schwanger ist, reagiert Maxime zunächst abweisend. Aber dann ändert er seine Meinung und freut sich darauf, Vater zu werden, während Mélanie länger unschlüssig bleibt. Ihre Mutter will, dass sie abtreibt und Mélanie widersetzt sich ihr letztendlich. Sie kommt in ein Heim für junge Mütter. Maxime setzt all seine Hoffnungen auf eine Karriere als Profifußballer, um die künftige Familie ernähren zu können.
Dieses Coming-of-Age-Drama macht einen sehr unscheinbaren, realitätsnahen Eindruck. Dabei taucht es glaubwürdig in die Lebenswelt der jungen Protagonisten ein. Dass die Geschichte aus der Perspektive des werdenden Vaters erzählt wird, gibt ihr eine besondere Note. Erst im überraschenden Finale wird es dann richtig emotional und zwar so beeindruckend, dass dieser gelungene Film lange im Gedächtnis bleibt.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Warner Bros, NFP, Film Kino Text