Mit Zero Escape: The Nonary Games erwarten euch zwei nervenaufreibende Visual Novels mit Point-and-Click Elementen. Ob der Zahn der Zeit an den Spielen genagt hat und was in der Collection anders ist, verraten wir euch hier.
Ihr findet euch in einem unbekannten Raum wieder. Das Letzte woran ihr euch erinnern könnt, ist, von weißem Nebel umhüllt worden zu sein und eine dunkle Gestalt mit einer Gasmaske, die sich als Zero in euer Gedächtnis einbrennen wird. Doch die Uhr tickt und es liegt an euch, diesem Alptraum zu entfliehen. Über sieben Jahre ist es nun her, dass der erste Teil der Zero Escape Reihe Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors (kurz 999) für den Nintendo DS erschienen ist. Auch Virtue’s Last Reward hat bereits fast fünf Jahre auf dem Buckel und war seiner Zeit nur für den 3DS und die PS Vita erhältlich. Mit Zero Escape: The Nonary Games kommen die beiden Spiele nun auf die großen Bildschirme. Aber lohnt sich die erneute Anschaffung, beziehungsweise sind die beiden Titel auch heute noch empfehlenswert?
Zero Escape: 999 – Ein Visual Novel Meisterwerk
Beginnen wir mit dem ersten Titel der Reihe. In diesem schlüpft ihr in die Rolle von Junpei, einem jungen Mann, der in einer Schiffskabine aufwacht, nachdem er in seiner Wohnung von einem mysteriösen Mann überwältigt wurde. An seinem Handgelenk befindet sich eine seltsame Uhr mit der Nummer 5 darauf. Dann bricht auch noch das Glas des Bullauges und die Zeit läuft. Durch das Lösen kleiner Rätsel gelingt es ihm, seine Kabine zu verlassen, bevor diese vom Wasser überflutet wird. Als er sich auf ein höheres Deck rettet, trifft er endlich auf weitere Passagiere.
Diese scheinen, ähnlich wie er, unfreiwillig auf diesem Schiff gelandet zu sein und tragen an ihrem Arm Uhren mit den Zahlen von eins bis neun. Jeder von ihnen hat in seiner Kabine eine Notiz gefunden, nach der sie nur von diesem Schiff lebend entkommen können, wenn sie das Nonary Game gewinnen und durch die Tür mit der Nummer 9 kommen. Aber wer wird es letztendlich durch die Tür schaffen? Und wer ist Zero?
Fesselnd bis zum letzten Ende
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei 999 um eine Visual Novel mit Rätselabschnitten. In diesen müsst ihr einen Raum in Point-and-Click-Manier erkunden und Puzzle lösen, um schließlich den Ausgang zu finden und zu öffnen. Dafür gilt es Gegenstände aufzusammeln, miteinander zu kombinieren und schließlich an der richtigen Stelle zu benutzen. Die Schwierigkeit ist dabei meiner Meinung nach stets im mittleren Bereich anzusiedeln. Manche Rätsel waren sehr einfach, an manchen Stellen stand ich aber auch für längere Zeit auf dem Schlauch. Klickt man jedoch öfters auf betreffende Objekte, lassen die anderen Charaktere meist weitere Hinweise fallen, sodass die Lösung eigentlich immer zu finden ist. Verschiedene Schwierigkeitsgrade lassen sich aber nicht einstellen. Auch bleiben die Lösungen eines Raumes stets dieselben, sodass beim erneuten Durchspielen, die Räume schnell bewältigt sind. Außerdem können mithilfe der Flow Chart bereits gesehene Dialoge übersprungen werden.
Die Rätsel sind mit einer Ausnahme identisch zu denen der DS-Version. Außerdem haben die Sprites der Charaktere ein ordentliches Face-Lift bekommen, sodass sie nun direkt aus einem Anime kommen könnten — von groben Pixeln keine Spur. Das beste ist aber wohl die komplette englische Synchronisation der Novel-Passagen. Die Charaktere sind passend mit zum Teil recht bekannten Sprechern besetzt, wie beispielsweise Clover. Diese hat ihre Stimme von Wendee Lee geliehen bekommen, die unter anderem als Akane Owari in “Danganronpa 2: Goodbye Despair” zu hören ist. Außerdem könnt ihr während der Novel-Passagen zwischen der Adventure und der klassischen Novel-Ansicht wechseln (einen Vergleich findet ihr unten). Dennoch hat sich an den Hintergründen und Rätselgegenständen grafisch nicht viel getan. Daran habe ich mich während des Spielens aber nicht gestört. Die nervenaufreibende Story und gut vertonten Charaktere haben mich das Spiel nicht aus der Hand legen lassen, bis ich alle Enden gesehen hatte.

Virtue’s Last Reward – Zero der Dritte gibt sich die Ehre
Nachdem ich also völlig gefesselt von 999 war, versetzte mir Virtue’s Last Reward einen kleinen Dämpfer. Ihr findet euch als der junge Mann Sigma mit einem Mädchen, das sich als Phi vorstellt, in einem Fahrstuhl gefangen wieder. Grob könnt ihr euch noch daran erinnern, in eurem Auto auf dem Campus von einem Mann mit Gasmaske überwältigt worden zu sein. Während Phi und Sigma über ihre Situation diskutieren, schaltet sich auf einem Bildschirm eine seltsame Hasenkreatur dazu. Diese gibt sich als Zero der Dritte zu erkennen und teilt ihnen mit, dass sie das sogenannte Nonary Game spielen werden — die Ambidex Edition! Und wieder läuft das Rennen ums Überleben. Wem könnt ihr vertrauen und wer wird euch verraten?
Gimmicks ohne Charme
Virtue’s Last Reward wartet mit weniger Veränderungen auf. Das Spiel hatte bereits 2012 eine Synchronisation, leider wurde der Hauptcharakter Sigma damals schon überhaupt nicht vertont. Schade, dass dies auch in Zero Escape: The Nonary Games nicht nachgeholt wurde. Was mich aber wirklich bei Virtue’s Last Reward im Gegensatz zu 999 abgeturnt hat, sind die 3D-Charakter-Modelle. Diese haben zum einen nicht denselben Charme wie die 2D-Anime-Sprites, zum anderen sehen sie leider oftmals wirklich dämlich aus. Die Gesichtsausdrücke sind oft sehr übertrieben oder passen überhaupt nicht zur Situation. Dementsprechend ist das Spiel im Gegensatz zu seinem Vorgänger wesentlich schlechter gealtert.

Auch der gimmickhafte Hasencharakter sowie die neuen Regeln, die die Ambidex Edition zum Nonary Game bringt, sorgten dafür, dass mir Virtue’s Last Reward weniger gefallen hat. Das kann man allerdings als Geschmackssache auslegen. Die Rätsel waren zwar teilweise besser und kreativer als in Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors, da der Großteil des Spiels allerdings aus den Novel-Passagen besteht, konnten diese die Handlung in meinen Augen nicht allzu sehr aufwerten. Denn während ich beim ersten Teil um jeden Charakter gebangt habe, bin ich mit einigen Charakteren in Virtue’s Last Reward überhaupt nicht warm geworden. Mithilfe der Flow Chart können aber auch hier beim erneuten Durchspielen bereits gesehene Dialoge übersprungen werden.
Ein Bundle bei dem man zuschlagen muss?
Ist der Doppelpack nun ein Schnäppchen? Meiner Meinung nach nicht wirklich, zumindest nicht auf der PS4. Auf dieser schlägt Zero Escape: The Nonary Games nämlich mit gerundet 60 Euro zu Buche. Hier bezahlt man also fast noch den Vollpreis für Spiele, die schon seit fast acht, beziehungsweise fünf Jahren für den Handheld erhältlich sind. Auch mit der Synchronisation von 999 sowie der Überarbeitung der Grafik, ist der Preis meiner Meinung nach recht happig.
Auf Steam könnte man für knapp 42 Euro schon eher zuschlagen. Denn 999 ist immer noch ein großartiges Spiel, das mit den englischen Stimmen noch viel besser geworden ist. Bei Virtue’s Last Reward scheiden sich allerdings die Geister. Mir persönlich hat es nicht so zugesagt, wie der erste Titel der Reihe. Eventuell waren meine Erwartungen aber auch zu hoch gesteckt. Oder vielleicht war ich auch zu sehr darüber enttäuscht, dass die charmanten 2D-Anime-Sprites durch 3D-Modelle ausgetauscht wurden. Virtue’s Last Reward bietet nichtsdestotrotz eine interessante Story mit noch wesentlich mehr Enden und Escape-Räumen, die abwechslungsreiche und kreative Rätsel enthalten. Wer die Titel also noch nicht gespielt hat und Spiele wie Phoenix Wright oder Danganronpa mag, dem wird Zero Escape: The Nonary Games mit Sicherheit gefallen.
Zero Escape: The Nonary Games auf Steam.
Infobox:
- Titel: Zero Escape: The Nonary Games
- Entwickler: Spike Chunsoft Co., Ltd.
- Publisher: Spike Chunsoft Co., Ltd., Aksys Games
- Release: 24.03.2017
- Plattform: PC (Steam), PS4
- USK: 16
- Genre: Visual Novel, Puzzle, Point-and-Click
- Sprachausgabe: Englisch (Audio und Text), Japanisch (Audio und Text)
- Multiplayer: Nein
Bildquelle(n): Spike Chunsoft Co., Ltd., Aksys Games