Es reicht nicht, dass der Cartoon selbst zur beliebtesten seiner Art gehört, auch die zahlreichen Begleitprodukte zu ADVENTURE TIME stehen bei Fans und Kritikern hoch im Kurs. Vor allem die Videospiele konnten mit originellen Ideen, Retro-Charme und hoher spielerischer Qualität überzeugen. Da verwundert es nicht, dass der inzwischen vierte Teil FINN UND JAKE AUF SPURENSUCHE hohen Erwartungen gegenüber steht. Kann das Point’n’Click Adventure diesen gerecht werden?
All-Star-Ensemble
Das neueste Spiel hat sie alle auf einem Fleck. Wer Adventure Time als Cartoon verfolgt wird sich freuen, nahezu jeden Charakter aus der aktuellen Serie im Spiel anzutreffen. Von Prinzessin Bubblegum, über den Eiskönig bis zum abstrusen Lemongrab bekommt jede Figur ihr ganz eigenes Spotlight.
Inhaltlich wird das Spiel in fünf Kapitel unterteilt, plus ein spezielles sechstes, welches euch in die Rolle des Vampirmädchen Marceline versetzt. Dieses muss aber erst als DLC gekauft werden. In den 5 übrigen Kapiteln beschließen Finn und sein bester Freund Jake als Detektive allerlei mysteriöse Fälle zu lösen. Dies tun sie, besser gesagt ihr als Spieler, zu einem Großteil der Spielzeit als klassisches Point’n’Click Adventure-Game. Ihr kombiniert Gegenstände, löst Denkaufgaben und versucht durch Dialoge mit den Spielfiguren das große Rätsel des jeweiligen Kapitels zu entschlüsseln.
Hier und da treffen Finn und Jake allerdings auch auf Gegner, denen nicht nach Reden zumute ist. In diesen regelmäßig auftretenden Abschnitten wird aus dem Adventure ein Action-Spiel. In Echtzeit kämpft ihr nun mit Finn und seinem Schwert gegen eine Gruppe von Feinden. Wer geschickt ist, kann spezielle Kombo-Angriffe mit Jake ausführen und so bessere Belohnungen erbeuten.
Trotz dieses vielversprechenden und abwechslungsreichen Gameplay hat ADVENTURE TIME -FINN UND JAKE AUF SPURENSUCHE ein gravierendes Problem: Es ist einfach viel zu leicht. Waren die bisherigen Ableger bisher recht fordernd und trotzdem bunt genug um sowohl Kids, als auch erwachsene Fans des Franchise zu unterhalten, ist die einzige Motivation für Erwachsene dieses Mal ausschließlich der Humor um am Ball zu bleiben. Spielerisch wird man selten gefordert. Besonders hervorzuheben ist das Kapitel „Sour Notes“ welches den Fan-Liebling Earl of Lemongrab in den Mittelpunkt stellt. Hier bleibt kein Auge trocken.
Eine liebevolle Umsetzung
Grafisch kann sich der Titel sehen lassen. Der Charme der Cartoonserie wurde wunderbar eingefangen und ist gewohnt bunt, verrückt und auf liebevolle Art und Weise in die dritte Dimension versetzt. Auch der Sound braucht sich nicht zu verstecken, denn alle englischen Sprecher der Serie wurden auch für FINN UND JAKE AUF SPURENSUCHE wieder verpflichtet. Eine deutsche Synchronfassung gibt es leider nicht. Doch was noch viel schlimmer ist, ist die Tatsache wie sehr bei den deutschen Untertiteln geschlampt wurde. Während es bei den ersten fünf Episoden noch eher die Ausnahme bliebt, ist nahezu jeder zweite Dialog in Episode 6 voller Schreibfehler. Sätze wie „Ich liebe Rot von dingen zu entfärnen“ oder „Bist du mit deinem Handy glücklisch“ sind anfangs noch belustigend – ab dem zehnten Vorfall jedoch eher störend.
Sieht man von diesem kleinen Schönheitsfehler ab, bleibt ADVENTURE TIME – FINN UND JAKE AUF SPURENSUCHE ein wie erwartet toller Titel, der sich diesmal allerdings zumindest spielerisch deutlich an ein jüngeres Publikum richtet. Tatsächlich sind Story und Humor aber so großartig, dass man auch als älterer Fan gerne am Ball bleibt und hervorragend unterhalten wird.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): Bandai Namco