Die Kinostarts dieser Woche haben große Titel im Programm, wie das Sci-Fi-Spektakel „Ghost in the Shell“ (siehe die separate Filmbesprechung auf AGM).
Man darf auch gespannt sein auf Aki Kaurismäkis neuen Film „Die andere Seite der Hoffnung“. Um Rassismus geht es in Raoul Pecks vielgelobtem Dokumentarfilm „I Am Not Your Negro“. Auch der afrikanische Held des Historiendramas „A United Kingdom“ hat seine Not mit den Weißen, nämlich mit ihrem Machtgebaren am Ende des Kolonialzeitalters. Aber die Liebe zu seiner weißen Frau lässt sich der Thronerbe von Bechuanaland, dem heutigen Botswana, nicht ausreden, nicht einmal von seinen Verwandten.
Das Südsee-Abenteuer „Tanna – Eine verbotene Liebe“ taucht in die Kultur eines im Dschungel lebenden Stammes ein, dessen Mitglieder auch die Filmcharaktere spielen. Auch den britischen Expeditionsforscher in „Die versunkene Stadt Z“ zieht der Dschungel magisch an, sodass er gefährliche Reisen an den Amazonas unternimmt. Um ein ganz anderes Thema, das Wiedersehen einer jungen Frau mit dem Mann, der sie im Alter von 13 Jahren verführte, geht es in dem provokant zweideutigen Drama „Una und Ray“.
Die andere Seite der Hoffnung
Regie: Aki Kaurismäki, Verleih: Pandora Filmverleih
Der syrische Flüchtling Khaled (Sherwan Haji) landet eher zufällig in Helsinki, wo er Asyl beantragt. Aber das wird ihm nicht gewährt und er flieht erneut, vor der Polizei, die ihn abschieben will. So trifft er auf den Einheimischen Wikström (Sakari Kuosmanen), einen älteren Mann, der gerade ein Restaurant eröffnet hat. Wikström und seine Angestellten beschließen, Khaled zu verstecken und ins Team aufzunehmen. Doch damit sind für Khaled nicht alle Probleme gelöst.
Wo Aki Kaurismäki draufsteht, ist Aki Kaurismäki drin. Auch diesmal bleibt der finnische Filmemacher seiner Erzählweise und seinem Stil treu. Dazu gehören skurrile Gestalten, die wie eingefroren wirken. Sie sind vollauf beschäftigt mit ihrer Schwermut, haben aber auch ein trotziges Durchhaltevermögen. Letzteres sorgt für Komik und pfiffige Lebendigkeit, während die Kulissen signalisieren, dass sich der Mief der Vergangenheit nicht so leicht abschütteln lässt. Die humane Botschaft plädiert dafür, dass die Finnen ein paar Impulse aus fremden Kulturen ganz gut vertragen könnten.
Die versunkene Stadt Z
Regie: James Gray, Verleih: Studiocanal
Der britische Major Percy Fawcett (Charlie Hunnam) unternimmt 1906 eine Amazonas-Expedition im Auftrag der Royal Geographical Society. Zwei Jahre lang kartografiert er mit seinem Adjutanten Henry Costin (Robert Pattinson) in Bolivien unerforschtes Gelände. Dabei entdeckt er zufällig im Dschungel Tonscherben, die auf eine frühere Zivilisation an diesem Ort hinweisen. Zurück in London, will ihm zunächst niemand glauben, denn die Indianer gelten als Wilde, denen man eine Hochkultur nicht zutraut. Aber Fawcett setzt eine zweite Expedition durch…
Dieser epische Abenteuerfilm, der einen Zeitraum von 20 Jahren umspannt, basiert auf einer wahren Biografie. Er erzählt, wie den Briten Fawcett der Dschungel Südamerikas fasziniert und nicht mehr loslässt. Weder kriegerische Indianerstämme, noch die unglaublichen Strapazen können ihn abschrecken. Besonders auch im Kontrast zu den Szenen in England und im 1. Weltkrieg entfalten die Dschungelaufnahmen eine herrliche Magie. So wirkt der Entdeckergeist Fawcetts ansteckend in diesem gelungenen Historienfilm und der Lockruf des Unbekannten hallt noch lange nach.
Bianka Piringer
Fotoquelle(n): Pandora Filmverleih, Studiocanal