Berserk gehört eindeutig zu den großen Klassikern des Manga. 1989 startete das Fantasy-Epos rund um den Söldner Guts und erfreut sich seitdem ungebrochener Beliebtheit. Erst im letzten Jahr gab es eine neue Anime-Umsetzung, deren zweite Staffel bald erscheinen soll und auch das letzte Videospiel im Berserk-Universum ist nicht lange her. Grund genug, sich näher mit dem Ausgangsmaterial zu beschäftigen und den Manga einmal ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Begeben wir uns also an die Seite des Schwarzen Ritters und unterziehen Berserk MAX einer ausgiebigen Qualitätskontrolle.
Berserk MAX – Aufbruch in die Unterwelt
Unsere Geschichte beginnt wie viele Fantasy-Stories in einer billigen Spelunke. Guts rettet dort eher zufällig der Fee Puck das Leben, welche von den Anwesenden als lebende Dart-Scheibe missbraucht wurde. Da Guts dabei nicht gerade zimperlich vorgeht und kurzerhand alle Anwesenden tötet, landet er nach einem kleinen Tumult im örtlichen Kerker. Unschön.
Aus Dankbarkeit beschließt Puck jedoch kurzerhand dem Schwertkämpfer zu helfen. Eine Entscheidung, die sich als nicht sonderlich weise herausstellen soll. Zum einen hat Guts nämlich so gar keine Lust auf Gesellschaft, zum anderen lebt es sich im Beisein des Söldners äußerst gefährlich. Der Hüne mit dem Riesenschwert zieht Ärger magisch an.
Letzteres ist dabei wirklich wörtlich zu verstehen. Ein Brandmal an Guts Hals sorgt dafür, dass unser Held permanent von Dämonen verfolgt wird und außerdem Ansprechpartner Nr. 1 für ruhelose Seelen ist. Es soll daher auch nicht lange dauern, bis die ersten Dämonenwesen auftauchen, die sogleich von Guts einen Kopf kürzer gemacht werden.
Ganz unrecht ist Guts diese dämonische Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird, nicht. Der Schwarze Ritter ist auf Rache an denen aus, welchen er sein Brandmal zu verdanken hat. So scheint es zumindest, denn allzu viel sollen wir im ersten Band nicht über den Hintergrund unseres Protagonisten und dessen Beweggründe erfahren.
Angriff des Dämonengrafen
Auf der Weiterreise erreichen Guts und Puck eine Stadt, die sehr unter dem regierenden Grafen zu leiden hat. Dieser richtet seit einiger Zeit Menschen für jedes kleinste Vergehen als Ketzer hin und scheint auch einen gewissen Appetit auf Menschenfleisch entwickelt zu haben. Außerdem scheinen die sogenannten Behelythen irgendetwas damit zu tun zu haben.
Mit der Kraft dieser Steine ist es möglich, das Tor zur Dämonenwelt zu öffnen und die „God Hand“ zu rufen: Dämonenwesen, die dem Nutzer im Austausch für die eigene Menschlichkeit dämonische Kräfte verleihen. Einen solchen Pakt, so scheint es, ist der Graf eingegangen, und auch Guts scheint mit diesen Steinen allzu vertraut zu sein.
Während er sich also mit dem Dämonengrafen misst, freundet sich Puck mit dessen Tochter an und erfährt somit mehr über die Gründe für den dämonischen Packt. Der Band endet schließlich mit dem großen Showdown zwischen Guts und dem Grafen, bei dem der schwarze Ritter einiges einstecken muss. Ausgang ungewiss.
Gelungener Reisebeginn
Kentaro Miura präsentiert im ersten Band von Berserk eine düstere Welt mit durchaus interessanten Charakteren, stellt mit Guts allerdings einen Protagonisten vor, mit dem man nicht gleich warm wird. Als typischer Antiheld tut er zwar Gutes, meist aber nicht aus Nettigkeit, sondern reinem Eigennutz. Sein Hass auf alles, was er als schwäche interpretiert und die Gleichgültigkeit, mit welcher er dem Schicksal anderer Charaktere begegnet, macht ihn nicht unbedingt zu einer Hauptfigur, für die man sofort Sympathien entwickelt.
Es wird allerdings angedeutet, dass Guts vielleicht doch ein weicheres Herz hat, als es auf Anhieb scheint. Angenehm fällt außerdem auf, dass Miura nicht den Fehler macht, Guts unbesiegbar wirken zu lassen. Er ist zwar ein guter Kämpfer, muss aber auch einstecken.
Die Zeichnungen in Berserk zeichnen sich durch einen ungewöhnlichen Grad an Details aus. Rüstungen, Waffen, Dämonen: Alles ist in einem sehr realistischen und ausgearbeiteten Stil gehalten. Hierdurch wirken die Schauplätze des Manga auf Anhieb organisch und lebendig und auch wenn im ersten Band noch nicht allzu viel passiert, gewinnt man den Eindruck einer interessanten Welt mit bewegter Vergangenheit.
Da wundert es nicht, dass Berserk bis heute gern als Inspirationsquelle genutzt wird. So erinnert z.B. die Dark Souls-Serie optisch stark an den Manga und Fans der Spiele werden sich schnell zuhause fühlen.
Viel Lesestoff für wenig Geld
Abhanden gekommen sind in Berserk MAX leider die farbigen Seiten des Original. Diese bleiben hier Schwarz-Weiß (bzw. eher Grau), was sich etwas negativ auf die Druckqualität der betreffenden Kapitel auswirkt. Dafür sind in dieser Berserk-Ausgabe für schmale 10 Euro jeweils zwei Bände der Originalserie in einem zusammengefasst. Stutzig machte mich der ein oder andere Dialog, der nicht ganz rund wirkte. Puck pflegt zum Beispiel einen Sprachstil, der in Anbetracht des Settings arg modern wirkt.
Mangels einem Vergleich mit dem Original will ich hier aber nicht zu kritisch sein. Grundsätzlich haben wir es mit einem gelungenen Serieneinstieg zu tun, der Lust macht, die Geschichte weiter zu verfolgen. Ich bin jedenfalls mehr als gespannt auf Band 2 von Berserk MAX.
Benjamin Wilhelm
Bildquelle/n: Panini Comics/Planet Manga