Dragon Ball Fusions ist endlich da! Bereits im August letzten Jahres wurde der Nintendo 3DS-Titel in Japan veröffentlicht. Selbst die Amerikaner kamen deutlich vor uns dran, aber zu guter Letzt dürfen auch wir seit dem 17.02.2017 Hand anlegen.
Wird unsere Geduld belohnt und kann Fusions den Aufwind von Xenoverse 2 für sich nutzen? Liebt ihr Dragon Ball so sehr wie ich? Dann ist dieses Review definitiv einen Blick wert.
Es lebe Dragon Ball!
Dragon Ball ist ein weltweites Phänomen. Seit Dragon Ball Z: Kampf der Götter ist die Schöpfung Akira Toriyamas wieder auf dem absoluten Höhenflug und auch die Spiele erfreuen sich großer Beliebtheit. Jedoch fehlte den Games stets eine Prise Innovation, was sich allerding mit der Zeit änderte. Dragon Ball Xenoverse überzeugte durch Character Customization und einer neuen Geschichte. Auch Dragon Ball Fusions schaut sich vieles von seinem großen Bruder ab und möchte somit viele Punkte gut machen.
In Dragon Ball Fusions dreht sich alles um, wie sollte es auch anders sein, die Fusion. Diese Technik erlaubt es, sich mit einem anderen Kämpfer zu einem noch stärkeren Wesen zu vereinigen. Wer den Manga oder den Anime während der Boo-Saga mitverfolgt hat, ist hier bereits genau informiert. Doch dazu später mehr.
Wie auch in Dragon Ball Xenoverse folgt die Geschichte von Dragon Ball Fusions nicht dem Anime. Zu Beginn des Abenteuermodus beschäftigen wir uns mit der Erstellung unseres Hauptcharakters und können uns hier zwischen den bekannten Rassen entscheiden. Nachdem wir unserem Helden das passende Styling verpasst haben, kann es auch schon losgehen. Gemeinsam mit unserem Freund und Rivalen Pinnich haben wir alle sieben Dragon Balls zusammengetragen und wünschen uns nur eines: Das beste Kampfturnier aller Zeiten. Prompt werden wir von Shenlong in einen Zeitspalt geschickt, wo uns das große Abenteuer erwartet.
Kenner werden sofort Teile der Westlichen Hauptstadt wiedererkennen. Nach einem kleinen Tutorial, das uns mit der Steuerung vertraut macht, geht es auch gleich zur Capsule Corporation, wo uns Bulma mit nützlichen Informationen und Technologie versorgt. Das Ziel: Das Raumzeit-Turnier. Da das Turnier aufgrund der Anzahl an Teilnehmern aus verschiedenen Timelines auf Fünferteams beschränkt ist, gehen die beiden Rivalen getrennte Wege, um unter Beweis zu stellen, wer das stärkere Team zusammentragen kann. Recruiting ist angesagt.
Schwächelnde Innovation
Die Serie hat bereits einige Spiele hervorgebracht und die meisten gehören zu den Fighting Games. Dragon Ball Fusions hingegen folgt diesem Trend nicht und bietet uns ein rundenbasiertes Rollenspiel mit einem sonderbaren Kampfsystem.
Die Saiyajins Radditz und Nappa sind zu Beginn so freundlich, uns die Grundlagen des Kampfes beizubringen und dies recht leicht verständlich. Zu Anfang des Tutorials könnt ihr euch zwischen einer von drei Klassen entscheiden: Tempo, Kraft und Technik. Diese Klassen folgen dem Schere-Stein-Papier Prinzip und haben so Vor- und Nachteile einer anderen Klasse gegenüber. Bis zu fünf Kämpfer eines Teams tummeln sich auf dem Feld und haben verschiedene Nahkampf- und Spezialattacken zur Verfügung, um das gegnerische Team auszuschalten.
Einige kleine Details sorgen für taktische Tiefe im Kampfsystem. Beispielsweise könnt ihr entscheiden, aus welcher Richtung ihr den Gegner angreifen wollt und seid so in der Lage, ihn aus dem Ring oder gegen andere Charaktere zu schleudern. Damit richtet ihr noch mehr Schaden an oder erlangt einen taktischen Vorteil. Doch können die Standardangriffe abgeblockt werden, da der attackierte Charakter die Richtung wählen kann, aus der er blocken möchte. Diese Mechaniken sind wirklich sehr interessant und reizvoll, spielen aber aufgrund des leichten Schwierigkeitsgrads kaum eine Rolle. Wenn ihr euch etwas Zeit nehmt, eure Charaktere entsprechend aufzuleveln, neue starke Kämpfer in euer Team rekrutiert und die Features nutzt, die euch an die Hand gegeben werden, ist das Spiel keine große Herausforderung. Oft reicht es dann aus, wenn planlos ein Gegner angegriffen wird, was das Spiel schnell langweilig wirken lässt. So kommen wir zu unserem nächsten Thema.
Fanservice mit fadem Beigeschmack
Auch wenn die Idee des Spiels für den Fan brillant erscheint, wirkt das gesamte Konstrukt nicht bis zu Ende gedacht. Auf dem Weg zum Raumzeit-Turnier gilt es verschiedene Aufgaben zu lösen, Charaktere zu rekrutieren und fleißig zu trainieren. Die Sache hat natürlich einen Haken. Der Pfad zum Raumzeit-Turnier ist nicht barrierefrei. Buchstäblich. Die nächsten Areale des Spiels können nur erreicht werden, wenn ihr mit ausreichend Energie die Barrieren zerstört.
Glücklicherweise werdet ihr nach erfolgreichen Kämpfen mit anderen Kriegern, die zahlreich auf der Karte herumschwirren, mit solcher Energie belohnt. Jedoch gibt es fünf verschiedene Energiearten, die ihr jeweils von verschiedenen Rassen bekommt. Man stellt schnell fest, dass das Maximum der aufzunehmenden Energie nicht ausreicht, um die Barrieren zu zerstören. Das Recruiting schafft hier Abhilfe. Je mehr Charaktere ihr in eurem Team aufnehmt, desto mehr Energie könnt ihr mit euch führen.
Zwar findet ihr im Spielverlauf viele Charaktere, die sich von eurer Stärke überzeugen lassen. Der Prozess nimmt aber viel Zeit in Anspruch. Zu Beginn müssen die korrekten Kämpfer ausfindig gemacht und mit einem sogenannten Zenkai-Angriff besiegt werden. Diese besondere Attacke lässt sich nur mit aufgefüllter Ultra-Leiste ausführen, die sich während des Kampfes auflädt. Dies streckt die Kampagne, die etwa 15-18 Stunden lang ist, enorm. Wenn man bedenkt, dass sich dieses Vorgehen von Beginn an bis zum Raumzeit-Turnier durchzieht, ist die Spielzeit ernüchternd zu sehen. Der Spielverlauf ist eintönig und mit dem fehlenden Schwierigkeitsgrad langweilig, trotz vieler Parallel-Quests. Jedoch hatte ich als Fan von Dragon Ball auch eine gute Zeit mit dem Spiel, auch wenn mir persönlich die Tiefe fehlte.
Dragon Ball Fusions lässt an vielen Stellen das Fanherz höher schlagen. Mehr als 70 Charaktere aus Dragon Ball, Z, GT und sogar Super warten auf einen Bewerbungskampf mit euch. Wie sehr freute ich mich, dass ich mit Cell, Hit und SSJ4 Vegeta gemeinsam meine Gegner mit gut inszenierten Attacken wie der Final Shine Attack besiegen konnte. Auch Kämpfer wie Botamo, Mira und sogar SSJ3 Broly haben ihren Weg in das Spiel gefunden und der Wahnsinn hört hier nicht auf. Mit der von Bulma entwickelten EX-Fusion lassen sich diese Kämpfer miteinander fusionieren und lassen Träume wahr werden. Dieser Fanservice ist neben dem Dragon Ball-typischen Humor ein großer Pluspunkt des Spiels. Mit der Ultra-Fusion, die alle fünf Charaktere miteinander fusioniert und den stärksten Angriff im Spiel hervorruft, rundet Dragon Ball Fusions das Fan-Fiction Paket ab.
Gotta catch them all!
Durch die nahezu endlosen Möglichkeiten, die die EX-Fusion bietet, steigt die Anzahl der spielbaren Charaktere ins Vierstellige. Dank des gigantischen Post-Games könnt ihr nach Abschluss des Abenteuers eure Armee um noch weitere Kämpfer ausbauen und so miteinander fusionieren. All das wird in einer Art Pokédex festgehalten. Der Wiederspielwert ist durch diesen Umfang immens hoch und sollte Perfektionisten bei Laune halten. Besonders, wenn man Chaozu mit einem Pflanzenmann fusionieren kann.
Während meiner Zeit mit Dragon Ball Fusions war ich stets auf der Suche nach Spezialattacken wie dem Super Kamehameha. Diese Attacken werden zufällig im Laufe des Spiels verteilt, können aber auch online mit anderen Spielern getauscht werden. Wer das perfekte Team aber bereits zusammengetragen hat, kann sich dort mit anderen Spielern messen. Dieser ist in der europäischen Version von Anfang an enthalten.
Das Day-One Update versorgt Dragon Ball Super-Fans außerdem mit den Charakteren der Future Trunks Arc. Dabei ist auch Goku Schwarz mit seinen eigenen Quests. Ganz recht. Die deutsche Lokalisierung von Dragon Ball Fusions ist an vielen Stellen absolut daneben. Während Goku Schwarz (orig. Goku Black) noch vertretbar ist, sind die Dialoge im Deutschen teilweise katastrophal und dies wird besonders bei den Dragon Ball Quizrunden deutlich, die im Laufe des Spiels freigeschaltet werden. Oftmals lassen sich die Fragen nicht sicher beantworten, da die Übersetzung total irreführend ist. Sehr enttäuschend.
Technisch solide
Grafisch ist Dragon Ball Fusions zufriedenstellend. Die großen 3D-Gebiete, die aus dem Dragon Ball-Universum stammen, kommen zwar ohne grafische Kompromisse nicht aus, aber die Kämpfe laufen sehr flüssig und die Animationen und Charaktermodelle sind schick dargestellt. Auf das 3D-Feature des Nintendo 3DS verzichtet auch dieses Spiel. Der Fan wird sich besonders über die Spezialattacken und Details, wie zerstörte Areale bei einem Ring-Out, freuen. Um die Zeit der Kämpfe zu reduzieren, wäre eine Möglichkeit zum Überspringen der Animationen sinnvoll gewesen. Jedoch sind die Attacken sehr nett anzuschauen, auch wenn einige davon an Zensur leiden.
In der amerikanischen und europäischen Version von Dragon Ball Fusions wurden sämtliche Schwerter durch Stöcker ersetzt, was den Stil des Spiels noch mehr unterstreichen soll. Future Trunks mit einem mächtigen Stock? In der Tat ein erheiternder Anblick, aber zugleich sehr schade.
Gemeinsam mit dem energetischen Soundtrack und den Soundeffekten kommt absolutes Dragon Ball-Flair auf. Auch hier setzt Bandai Namco auf die bekannten Synchronsprecher aus Japan, welche aber nur kurze Ausrufe liefern. Eine englische Sprachausgabe ist bei Dragon Ball Fusions nicht enthalten.
Dragon Ball Fusions – Mein Fazit
Dragon Ball Fusions richtet sich ausschließlich an die Fans und punktet durch innovatives Gameplay, Humor und einer großen Auswahl an bekannten Kämpfern und Moves. Bedauerlicherweise kann das Spiel durch seine Monotonie und die gestreckte Handlung sein Potenzial nicht ausschöpfen und gesellt sich so zu den durchschnittlichen Titeln der Serie. Stellen diese Punkte für den Fan keinen Abbruch dar, fesselt euch Dragon Ball Fusions viele Stunden an den Nintendo 3DS.
Bilderquelle(n): Bandai Namco Entertainment